Don't keep main exe and dlls handles open when the file is on
[wine] / documentation / installation-und-konfiguration.german
1            Installations- und Bedienungsanleitung für WINE
2                              Peter Ganten
3                            peter@ganten.org
4                              7. Juli 2000
5
6
7 1. Zusammenfassung
8
9 Dieser Text beschreibt die Installation, Einrichtung und Bedienung von
10 WINE. WINE ist eine Laufzeitumgebung zum Ausführen von Programmen für
11 MS-Windows unter GNU/Linux und anderen UNIX-kompatiblen
12 Betriebssystemen auf Intel-x86-kompatiblen Computern, das Programm kann
13 außerdem dazu genutzt werden, den Quellcode existierender
14 Windows-Programme nach UNIX zu portieren. In diesem Text geht es in
15 erster Linie jedoch um die Installation und Konfiguration der
16 Laufzeitumgebung für Windows-Programme. Der Text wurde
17 ursprünglich als Begleitmaterial für einen Vortrag über WINE und die
18 Integration von Windows-Anwendungen unter GNU/Linux auf dem LinuxTag
19 2000 vom 30. Juni bis zum 2. Juli 2000 in Stuttgart geschrieben. 
20
21 2. Einleitung
22                                         
23 Mit WINE wird ein umfassender Ansatz zur Integration von
24 Windows-Anwendungen unter GNU/Linux verfolgt. WINE besteht u.a. aus
25 einem Loader, mit dem Windows- und DOS-Programme unter Linux in den
26 Speicher geladen und vom Prozessor des Rechners ausgeführt werden
27 können. Außerdem stellt das Programm einen großen Teil der
28 Schnittstellen (APIs) Windows-basierter Betriebssysteme zur Verfügung.
29 Diese Schnittstellen werden von Windows-Programmen, die mit WINE
30 ausgeführt werden, benutzt, so dass solche Programme die selbe,
31 erwartete Umgebung vorfinden, wie unter Windows. Weil diese
32 Schnittstellen mit WINE vorhanden sind und deren Definitionen in Form
33 von Header-Dateien vorliegen, kann WINE auch benutzt werden, um den
34 Quellcode von Windows-Programmen nach GNU/Linux oder anderen
35 UNIX-basierten Betriebssystemen zu portieren. Es entstehen dann echte
36 UNIX/Linux-Programme, welche die selbe Funktionalität haben, wie ihre
37 äquivalenten Programme unter Windows. Die Verwendung eines
38 einheitlichen APIs unter Windows und Linux hat für Softwarehersteller
39 den Vorteil, dass nur eine einzige Version des Quellcodes gepflegt und
40 weiterentwickelt werden muss, die sich unter beiden
41 Betriebssystemfamilien verwenden lässt.
42
43 Das WINE-Projekt wurde 1993 gestartet, es wird im wesentlichen von
44 Freiwilligen getragen, die über Mailinglisten miteinander
45 kommunizieren. In letzter Zeit hat WINE zusätzliche Unterstützung
46 durch mehrere kommerzielle Unternehmen erfahren, die WINE dazu
47 einsetzen, ihre Windows-Programme nach GNU/Linux zu portieren. WINE
48 ist heute in der Lage, einen großen Teil der existierenden
49 Windows-Programme (16- und 32bit) unter Linux auszuführen, in einem
50 begrenzten Umfang können auch DOS-Programme mit WINE benutzt
51 werden. WINE führt Windows-Programme direkt unter Linux aus, es
52 benötigt dazu keine speziellen Kernelerweiterungen, keine besonderen
53 Rechte und keine existierende Windows-Installation. Das Design erlaubt
54 es, die betreffenden Programme unter Linux genauso schnell
55 auszuführen, wie unter Windows, weil keine Emulation im Sinne einer
56 Interpretation von Prozessoranweisungen stattfindet. Zur Ausführung
57 eines bestimmten Programms werden unter GNU/Linux mit WINE theoretisch
58 dieselben Systemressourcen benötigt wie unter Windows. Optional kann
59 WINE eine bestehende Windows-Installation verwenden. Es ist dann
60 möglich, die Einstellungen dieser Installation für Windows-Programme
61 zu übernehmen und einige Original-Bestandteile von Windows mit WINE zu
62 verwenden, welche in WINE noch nicht in ausreichendem Umfang zur
63 Verfügung stehen.
64    
65 Im folgenden wird beschrieben, wie WINE auf einem GNU/Linux-System
66 installiert und eingerichtet werden kann. Ausgegangen wurde dabei
67 urspruenglich von der Linux-Distribution Debian GNU/Linux 2.2 (potato)
68 und der WINE-Version 20000614. Mittlerweile wurde der Inhalt auf neuere
69 Wine-Versionen (200105xx) angepasst. Bei Verwendung einer anderen
70 Linux-Distribution oder einer anderen WINE-Version sind die
71 beschriebenen Schritte entsprechend anzupassen.
72 Mittlerweile gibt es bei Debian von Ove Kaaven ein perfekt angepasstes
73 Wine-Package ("wine"), das zusammen mit "winesetuptk" kinderleicht verwendet
74 werden kann.
75    
76 3. Binärpaket oder Quellcode?
77
78 In den meisten Linux-Distributionen sind heute WINE-Pakete
79 enthalten. Hierbei handelt es sich um Binärpakete, die WINE in einer
80 Form enthalten, in der es direkt ausgeführt werden kann. Aktuelle
81 Versionen solcher Pakete lassen sich auch von verschiedenen
82 Internetseiten herunterladen. Theoretisch sollte WINE nach der
83 Installation eines Binärpakets sinnvoll konfiguriert und sofort
84 benutzbar sein. Tatsächlich ist es in vielen Fällen jedoch notwendig, 
85 die mit dem Paket installierte Konfiguration zu überarbeiten. 
86
87 Aufgrund der schnellen Entwicklung von WINE wird zur Zeit empfohlen,
88 an Stelle eines Binärpakets den aktuellen Quellcode zu verwenden. Der
89 Quellcode muss, nachdem man ihn sich beschafft hat, entpackt,
90 konfiguriert und kompiliert (übersetzt) werden. Dabei entsteht dann
91 eine Binärdatei, die genau an das eigene System angepasst ist und
92 deshalb eine höhere Wahrscheinlichkeit für optimale Ergebnisse bietet,
93 als Binärpakete, die u.U. für ein anders konfiguriertes System
94 erstellt wurden. Die Verwendung des Quellcodes bietet außerdem die
95 Möglichkeit, das Programm relativ einfach aktualisieren zu können,
96 wobei nicht immer wieder das komplette Paket heruntergeladen werden
97 muss. Darüberhinaus kann mit der Verwendung des aktuellen Quellcodes 
98 sichergestellt werden, dass evtl. auftretende Fehler wirklich in WINE
99 vorhanden sind und nicht bereits behoben worden sind. Dadurch wird die
100 Möglichkeit gesteigert, sinnvolle Fehlerberichte an die
101 WINE-Entwickler schicken zu können. 
102
103 Die Installation von Binärpaketen ist abhängig vom eingesetzten
104 Paketformat der Distribution (zumeist wird das Redhat- oder
105 Debian-Format benutzt) sowie der Distribution selbst. Die hierzu
106 benötigten Informationen sollten sich in der Dokumentation der von
107 Ihnen eingesetzten Distribution finden. In diesem Text wird die
108 Installation aus dem Quellcode von WINE beschrieben. 
109
110 4.0 Systemvoraussetzungen
111
112 Damit WINE auf dem System übersetzt und ausgeführt werden kann, müssen
113 die folgenden Programme und Dateien installiert sein:
114
115     1. Linux-Kernel ab der Versionsfamilie 2.2.x. (WINE lässt sich auch
116        unter Linux-Kernels der Versionsfamilie 2.0.x ausführen,
117        allerdings unterstützen diese Kernels bestimmte von WINE benötigte
118        Eigenschaften nicht. Dies macht sich insbesondere dann bemerkbar,
119        wenn 32Bit-Windowsprogramme mit WINE ausgeführt werden sollen, bei
120        denen mehrere Threads gleichzeitig ausgeführt werden.) Die
121        Versionsnummer des aktuell ausgeführten Linux-Kernels wird
122        angezeigt, wenn der folgenden Befehl an der Kommandozeile
123        eingegeben wird:
124
125        uname -r 
126
127     2. Es wird empfohlen, die GNU C-Bibliothek (libc6) ab Version 2.1
128        einzusetzen. Die Versionsnummer der aktuell eingesetzten
129        C-Bibliothek kann angezeigt werden, indem der folgende 
130        Befehl benutzt wird:
131
132        ls -l /lib/libc.so.* 
133
134        Auf einigen Systemen ist sowohl die ältere C-Bibliothek libc5,
135        als auch die neuere Bibliothek libc6 vorhanden. Entscheidend
136        ist dann in der Regel die neuere Version. Die C-Bibliothek muss
137        Reentrant sein, damit WINE Multithreading unterstützen
138        kann. Dies ist bei allen neueren Linux-Distributionen der
139        Fall. Die C-Bibliothek befindet sich im Paket libc6. Um WINE zu
140        übersetzen werden zusätzlich die Entwicklerdateien zur
141        C-Bibliothek benötigt. Diese befinden sich unter Debian im
142        Paket libc6-dev.
143
144     3. Weil WINE das X Window System benutzt, werden die X-Bibliotheken
145        und, wenn WINE übersetzt werden soll, die Entwicklerdateien für
146        X benötigt. Die Bibliotheken sind unter Debian im Paket xlib6g
147        und die Entwicklerdateien im Paket xlib6g-dev enthalten.
148
149     4. Darüberhinaus benötigt WINE die XPM-Bibliothek (Paket xpm4g),
150        damit das Programm übersetzt werden kann, werden die
151        Entwicklerdateien für XPM benötigt, diese befinden sich im Paket
152        xpm4g-dev.
153
154     5. Für Programme, die im Textmodus ausgeführt werden, kann WINE die
155        Bibliothek libncurses verwenden. Damit die Unterstützung dafür in
156        das Programm eingebunden wird, müssen die Entwicklerdateien für
157        diese Bibliothek installiert sein (Paket libncurses5-dev). Die
158        Verwendung der ncurses-Bibliothek ist jedoch optional.
159
160     6. Ebenfalls optional ist die Unterstützung einer OpenGL-kompatiblen
161        Bibliothek, wie z.B. Mesa. Wenn die Unterstützung für OpenGL in
162        das Programm eingebunden werden soll, müssen die
163        OpenGL-Entwicklerdateien auf dem System installiert sein, wie sie
164        z.B. durch das Paket mesag-dev bereitgestellt werden. Zusätzlich
165        sind dann natürlich die OpenGL-Bibliotheken selbst erforderlich.
166
167     7. Um WINE zu übersetzen, muss der GNU-C-Compiler benutzt werden.
168        Empfohlen wird zur Zeit Version 2.95. Weiter werden einige
169        Standardwerkzeuge wie make, (f)lex, yacc oder bison benötigt,
170        die auf den meisten Linuxsystemen bereits installiert sein sollten.
171        
172    Je nachdem, ob in dem zu erzeugenden Binärcode Debug-Informationen
173    enthalten sein sollen, werden für die Übersetzung und die
174    Installation von WINE zwischen ca. 100 MB und ca. 250 MB
175    Speicherplatz auf der Festplatte benötigt. An den Prozessor des
176    Rechners werden keine besonderen Anforderungen gestellt, so ist ein
177    Prozessor der Pentium-Klasse mit 133 Mhz ausreichend, um mit WINE
178    beispielsweise Textverarbeitungsprogramme auszuführen. Für Spiele
179    und andere Multimedia-Anwendungen wird allerdings in der Regel ein
180    schnellerer Rechner benötigt. Wichtig ist, dass sich in dem Rechner
181    ausreichend Arbeitsspeicher (RAM) befindet. Zur Ausführung größerer
182    Windows-Programme sollte der Rechner mit 64 MB RAM ausgestattet
183    sein.
184    
185 5.0 Beschaffung und Installation des Quellcodes
186
187    WINE kann von verschiedenen Servern im Internet per FTP oder HTTP
188    heruntergeladen werden. Normalerweise kann der jeweils aktuelle
189    Quellcode u.a. von den folgenden Adressen bezogen werden:
190
191      * ftp://metalab.unc.edu/pub/Linux/ALPHA/wine/development/
192      * ftp://ftp.infomagic.com/pub/mirrors/linux/sunsite/ALPHA/wine/development/
193      * ftp://orcus.progsoc.uts.edu.au/pub/wine/development/
194      * http://metalab.unc.edu/pub/Linux/ALPHA/wine/development/
195        
196    Bei der Entwicklung von WINE werden zur Zeit noch keine
197    Versionsnummern benutzt. An Stelle dessen trägt jede Ausgabe eine
198    Zahl, welche nach dem Schema Jahreszahl, Monat, Tag dem Datum
199    entspricht, an welchem die betreffende Version herausgegeben wurde.
200    Die Datei Wine-20000614.tar.gz in einem der oben aufgeführten
201    Verzeichnisse enthält also die Version von WINE. die am 14. Juni
202    2000 herausgegeben wurde. Prinzipiell ist es zu empfehlen, die
203    jeweils neueste Version zu verwenden. Nachdem der Quellcode
204    heruntergeladen worden ist, kann er durch die Eingabe des folgenden
205    Befehls im aktuellen Arbeitsverzeichnis entpackt werden:
206    
207    tar -xvzf Wine-20000614.tar.gz
208    
209    Dabei ist Wine-20000614.tar.gz natürlich durch den Namen der
210    heruntergeladenen Datei zu ersetzen. Der Quellcode wird dann in ein
211    Unterverzeichnis des aktuellen Verzeichnisses entpackt, dessen Name
212    sich aus der Bezeichnung wine und, getrennt von einem Bindestrich,
213    dem Herausgabedatum der benutzten Version zusammensetzt, also
214    beispielsweise wine-20000614. Normalerweise empfiehlt es sich,
215    dieses Verzeichnis in wine umzubenennen, wie es durch Eingabe des
216    folgenden Befehls geschehen kann:
217    
218    mv wine-20000614 wine
219    
220   5.1 Aktualisieren des Quellcodes mit Patchdateien
221   
222    Neben den komprimierten Tar-Archiven, welche den Quellcode von WINE
223    beinhalten, befinden sich in den aufgeführten Verzeichnissen auch
224    so genannte Patch-Dateien, welche lediglich die Änderungen
225    enthalten, die zwischen zwei Ausgaben an WINE vorgenommen
226    wurden. Diese Dateien sind normalerweise viel kleiner als der
227    komplette Quellcode, so dass es sich empfiehlt, sie zu verwenden,
228    wenn das Programm von einer Version auf die nächste aktualisiert
229    werden soll. Falls auf einem Rechner beispielsweise Wine-20000614
230    installiert ist und auf WINE-20000614 aktualisiert werden soll, so
231    wäre die Datei WINE-20000614.diff.gz herunterzuladen. Die in der
232    Datei beschrieben Veränderungen können auf den installierten
233    Quellcode angewandt werden, indem zunächst in das Basisverzeichnis
234    des Quellcodes (also in das Verzeichnis wine, welches durch die
235    oben beschriebenen Schritte entstanden ist) gewechselt wird und
236    dann das Programm patch wie folgt aufgerufen wird:
237    
238    gunzip -c ../Wine-20000526.diff.gz | patch -p1
239    
240    Hier wird davon ausgegangen, dass sich die Patch-Datei in dem
241    Verzeichnis befindet, welches dem WINE-Verzeichnis (wine)
242    übergeordnet ist und den Namen Wine-20000526.diff.gz trägt. Der
243    Dateiname ist entsprechend anzupassen, wenn eine Datei mit einem
244    anderen Namen oder aus einem anderen Verzeichnis benutzt wird.
245    
246   5.2 Herunterladen und Aktualisieren von WINE mit CVS
247   
248    Alternativ kann der Quellcode vom CVS-Server des WINE-Projektes
249    installiert werden. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin,
250    dass es jederzeit unkompliziert möglich ist, den eigenen Quellcode
251    an den Entwicklungsstand des Projekts anzupassen ohne dass auf eine
252    neue Ausgabe des Programms gewartet werden muss. Für jeden, der
253    plant, selbst an dem Projekt mitzuarbeiten, ist die Verwendung von
254    CVS normalerweise erforderlich. Damit CVS benutzt werden kann, muss
255    das Programm cvs natürlich installiert sein. Unter Debian ist es in
256    dem gleichnamigen Paket enthalten. Wenn dies sichergestellt ist,
257    kann durch die Umgebungsvariable CVSROOT eingestellt werden, von wo
258    der Quellcode bezogen, bzw. aktualisiert werden soll. Bei
259    Verwendung der Bash kann dazu der folgende Befehl eingegeben
260    werden:
261    
262    export CVSROOT=:pserver:cvs@cvs.winehq.com:/home/wine
263    
264    Danach kann man sich bei dem CVS-Server anmelden. Hierzu dient
265    dieser Befehl:
266    
267    cvs login
268    
269    Das Programm erfragt dann ein Passwort für den Zugriff auf den
270    Server.  Hier ist das Passwort cvs zu verwenden. Nun kann der
271    Quellcode vom Server heruntergeladen werden, indem der nächste
272    Befehl eingegeben wird:
273    
274    cvs -z 3 checkout wine
275    
276    Im aktuellen Arbeitsverzeichnis wird dann ein Unterverzeichnis mit
277    der Bezeichnung wine angelegt. Sobald der Befehl abgeschlossen ist,
278    befinden sich in diesem Verzeichnis der aktuelle Quellcode des
279    Projekts und einige zusätzliche Dateien, die von CVS benötigt
280    werden.
281    
282    Um den Quellcode auf den neuesten Stand zu bringen, kann dieser
283    Befehl benutzt werden:
284    
285    cvs -z 3 update -PAd WINE
286    
287    Informationen über die hier verwendeten Parameter beim Aufruf von
288    CVS und über weitere Möglichkeiten des Programms befinden sich
289    u.a. in der Manualseite zu cvs(1) sowie auf der CVS-Homepage, die
290    unter http://www.sourcegear.com/CVS zu erreichen ist. Weitere wichtige
291    Hinweise im Hinblick auf CVS und WINE sind unter der Adresse
292    http://www.winehq.com/dev.shtml verfügbar.
293    
294 6.0 Konfiguration und Übersetzung des Quellcodes
295
296    Vorausgesetzt, der Quellcode befindet sich im Unterverzeichnis wine
297    des aktuellen Arbeitsverzeichnisses, ist zunächst in dieses
298    Verzeichnis zu wechseln, um alle weiteren Schritte durchzuführen:
299    
300    cd wine
301    
302    Dann kann das Skript configure aufgerufen werden. Dieses Skript
303    führt eine Reihe von Tests durch, die u.a. untersuchen, ob das
304    System alle notwendigen Eigenschaften erfüllt und die benötigten
305    Entwicklerdateien installiert sind. Daraufhin erzeugt es die
306    Dateien, durch welche die Übersetzung des Quellcodes gesteuert
307    wird. Dem Skript können verschiedene Parameter übergeben werden,
308    mit denen sich beispielsweise bestimmen lässt, dass in den zu
309    erzeugenden Programmen und Bibliotheken keine Debug-Mitteilungen
310    enthalten sein sollen. Die vollständige Liste der verfügbaren
311    Optionen für configure wird angezeigt, wenn das Skript mit der
312    Option --help aufgerufen wird.  Normalerweise reicht es aus, das
313    Skript folgendermaßen aufzurufen:
314    
315    ./configure
316    
317    Falls wichtige Dateien oder Eigenschaften des Systems von configure
318    nicht gefunden werden können, erfolgt unter Umständen eine Warn-
319    oder Fehlermeldung. Solche Fehler sollten behoben werden, bevor mit
320    der Übersetzung des Quellcodes fortgefahren wird.
321    
322    Im nächsten Schritt wird der Quellcode übersetzt. Dazu sind
323    hintereinander die folgenden beiden Befehle zu benutzen:
324    
325    make depend
326    
327    make
328    
329    Auf der Partition, auf welcher sich das Verzeichnis mit dem
330    Quellcode befindet, werden für die komplette Übersetzung zur Zeit
331    ungefähr 230 MB Speicherplatz benötigt. Der größte Teil dieses
332    Speicherplatzes wird dabei von den Debug-Informationen in den
333    Objektdateien, die beim Übersetzen erzeugt werden, benötigt. Falls
334    nicht beabsichtigt wird, irgendwelche Fehler in WINE zu
335    untersuchen, können die Binärdateien auch ohne Debug-Informationen
336    erzeugt werden, dazu ist der letzte der beiden oben genannten
337    Befehle durch den nächsten Befehl zu ersetzen (für die Übersetzung
338    werden dann nur noch ungefähr 80 MB Speicherplatz benötigt).
339    
340    make CFLAGS="-O2"
341    
342    Nun kann WINE auf dem System installiert werden. Hierzu ist mit den
343    Rechten des Administrators der folgende Befehl einzugeben:
344    
345    make install
346    
347    Dadurch werden die ausführbaren Programme von WINE standardmäßig in
348    das Verzeichnis /usr/local/bin, die Programmbibliotheken in das
349    Verzeichnis /usr/local/lib, die Manualseiten unterhalb des
350    Verzeichnisses /usr/local/man und einige Header-Dateien in das
351    Verzeichnis /usr/local/include/wine installiert. 
352
353    Achtung:
354    Standardmäßig wird bei einigen Distributionen (z.B. bei Debian
355    GNU/Linux) in dem Verzeichnis /usr/local/lib nicht nach
356    Programmbibliotheken gesucht. Falls beim Start von WINE gemeldet wird,
357    dass bestimmte Bibliotheken nicht geladen werden können, sollte der
358    Name dieses Verzeichnisses in die Datei /etc/ld.so.conf (in eine
359    eigene Zeile) eingetragen und danach das Programm ldconfig aufgerufen
360    werden.
361    
362 7.0 Konfiguration
363
364    Wie viele UNIX-Programme kann WINE entweder über eine systemweit
365    gültige Konfigurationsdatei oder über eine benutzerspezifische
366    Datei im Heimatverzeichnis des betreffenden Benutzers konfiguriert
367    werden.  Die benutzerspezifische Konfigurationsdatei trägt den
368    Namen ~/.wine/config.
369    
370   7.1 Aufbau der Konfigurationsdatei   
371
372    Das Format orientiert sich an den von Windows her bekannten *.ini-Dateien,
373    allerdings leicht abgeändert im Wine-Registry-Format.
374    Die Datei besteht aus einzelnen Blöcken, welche durch Bezeichner
375    eingeleitet werden, die in eckigen Klammern und in einer eigenen
376    Zeile stehen. Innerhalb eines Blockes befinden sich Paare von Variablen
377    und Werten, die durch ein Gleichheitszeichen miteinander verbunden sind.
378    Diese Paare stehen ebenfalls jeweils in einer Zeile. Kommentare werden
379    in der Datei durch ein Semikolon eingeleitet. Außerdem dürfen leere Zeilen
380    benutzt werden, um die Datei zu strukturieren. Ein Beispiel für
381    einen solchen Block wäre also:
382
383    [Drive C]
384    "Path" = "/home/karl"
385    "Type" = "hd"
386    "Label" = "Laufw.C"
387    "Filesystem" = "win95"
388
389    Außerdem ist es möglich, innerhalb der Konfigurationsdatei mit
390    Werten von Umgebungsvariablen zu arbeiten. Dazu ist an Stelle eines
391    Wertes der Name der zu verwendenden Umgebungsvariablen in
392    geschweiften Klammern und mit einem vorangestellten Dollarzeichen
393    anzugeben. Soll beispielsweise der Variablen Path aus dem obigen
394    Beispiel der Wert zugeordnet werden, den die Umgebungsvariable HOME
395    zur Zeit der Ausführung von WINE hat, so wäre die entsprechende
396    Zeile folgendermaßen zu schreiben:
397
398    "Path" = "${HOME}"
399
400    Vom Basisverzeichnis des WINE-Quellcodes aus befindet sich in der Datei
401    documentation/samples/config ein Beispiel als Vorlage für die Erstellung
402    einer eigenen Konfigurationsdatei. Die Datei enthält alle wichtigen Blöcke
403    und Variablen, sie muss jedoch an die eigene Konfiguration angepasst
404    werden, bevor WINE das erste Mal benutzt wird. Angenommen, das
405    Basisverzeichnis des WINE-Quellcodes trägt den Namen wine und ist
406    ein Unterverzeichnis des eigenen Heimatverzeichnisses, dann kann
407    diese Vorlage durch den folgenden Befehl an den richtigen Platz
408    kopiert werden:
409    
410    cp ~/wine/documentation/samples/config ~/.wine/config
411    
412    Die Werte, welche Variablen in der Konfigurationsdatei zugewiesen
413    werden, lassen sich in drei Typen einteilen: Zeichenketten, Zahlen
414    und Boolsche Werte. Im Fall von Boolschen Werten lässt sich
415    entweder true oder false, 1 oder 0 beziehungsweise yes oder no
416    angeben. In den folgenden Beispielen wird die true / false
417    -Schreibweise benutzt.
418    
419   7.2 Konfiguration von Laufwerksbuchstaben
420   
421    Zwischen UNIX/Linux auf der einen und DOS bzw. Windows auf der
422    anderen Seite gibt es einige Unterschiede in der Art, wie
423    Datenträger und Dateien bezeichnet werden. Unter UNIX/Linux gibt es
424    ein Dateisystem mit einem Wurzelpunkt (/), in das unterschiedliche
425    Datenträger durch einen speziellen Befehl (mount) eingebunden
426    werden. Alle Dateien auf eingebundenen Datenträgern können deswegen
427    innerhalb dieses Dateisystems angesprochen werden. DOS und Windows
428    verwenden jedoch für jeden erkannten Datenträger ein eigenes
429    Dateisystem. Um eine bestimmte Datei eindeutig zu bezeichnen, ist
430    es bei diesen Betriebssystemen deswegen notwendig, neben dem Pfad-
431    und Dateinamen einen so genannten Laufwerksbuchstaben
432    anzugeben. Üblicherweise entspricht dabei der Laufwerksbuchstabe A
433    dem ersten Diskettenlaufwerk und der Buchstabe C der ersten
434    Festplattenpartition des Systems.
435    
436    Weil Programme, die für DOS oder Windows geschrieben sind,
437    Laufwerksbuchstaben verwenden, um Dateien zu bezeichnen, muss WINE
438    diese Buchstaben auf das UNIX-Dateisystem abbilden. Das Problem ist
439    auf die folgende Art gelöst: In der Konfigurationsdatei (~/.wine/config)
440    wird jedem Laufwerksbuchstaben ein Verzeichnis im UNIX-Dateisystem
441    zugeordnet. Dieses Verzeichnis stellt dann (aus Sicht der Windows-
442    Programme) das Basisverzeichnis des entsprechenden Laufwerks dar.
443    Ist also beispielsweise das Verzeichnis /var/winroot dem
444    Laufwerksbuchstaben C zugeordnet und würde ein Windows-Programm
445    unter WINE versuchen, die Datei C:\Dokumente\finanzamt.doc zu öffnen,
446    so würde in Wirklichkeit die Datei /var/winroot/Dokumente/finanzamt.doc
447    geöffnet werden, vorausgesetzt, diese Datei existiert tatsächlich.
448    Durch diesen Mechanismus kann auch erreicht werden, dass von
449    Windows-Programmen, die unter WINE ausgeführt werden, nur auf einen Teil
450    des UNIX-Dateisystems zugegriffen werden kann.
451    
452    Ein weiterer Unterschied zwischen den Dateisystemen unter DOS und
453    Windows auf der einen und UNIX/Linux auf der anderen Seite besteht
454    in der Berücksichtigung von Groß- und Kleinschreibung bei
455    Dateinamen.  Während es unter Linux durchaus möglich ist, dass sich
456    in einem Verzeichnis gleichzeitig Dateien mit den Namen brief.txt,
457    Brief.txt und brief.TXT befinden, ist dies unter Windows
458    ausgeschlossen, hier wird beispielsweise die Datei brief.txt
459    geöffnet, falls diese existiert, aber eigentlich die Datei
460    Brief.txt angefordert wurde. Die meisten Programme, die für DOS
461    oder 16Bit-Windows geschrieben wurden, erwarten darüberhinaus, dass
462    Dateinamen aus nicht mehr als acht Zeichen zuzüglich einer drei
463    Zeichen langen Erweiterung bestehen. WINE muss aus diesen Gründen
464    entscheiden, welche Datei tatsächlich geöffnet wird, wenn es
465    aufgrund von Groß- und Kleinschreibung unterschiedliche
466    Möglichkeiten gibt. Außerdem muss es die Dateinamen in acht Zeichen
467    lange Namen übersetzen, falls sie von 16bit-Programmen abgefragt
468    werden.
469    
470    Wenn WINE mit einer bestehenden Windows-Installation benutzt werden
471    soll, sollte darauf geachtet werden, dass die Laufwerksbuchstaben
472    unter Windows und WINE übereinstimmen. Befindet sich die
473    Windows-Installation also beispielsweise auf der Partition
474    /dev/hda1, welche unter Windows über den Laufwerksbuchstaben C
475    angesprochen wird, so sollte diese Partition unter GNU/Linux in ein
476    beliebiges Verzeichnis eingebunden werden und dieses Verzeichnis in
477    der Konfigurationsdatei von WINE wieder dem Laufwerksbuchstaben C
478    zugeordnet werden, da es sonst natuerlich zu Konflikten mit der
479    vorhandenen Konfiguration bereits installierter Programme kommen kann.
480    
481    Ein Beispiel für die Zuordnung von UNIX-Verzeichnissen und
482    Laufwerksbuchstaben in der Konfigurationsdatei wurde weiter oben
483    bereits gebracht. Eine solche Definition besteht aus einem Block,
484    dessen Name sich aus dem Schlüsselwort Drive und dem Buchstaben des
485    Laufwerks zusammensetzt, für das die Definition gelten soll. Ein
486    Beispiel wäre also [Drive C]. Darauf folgen verschiedene Variablen,
487    mit denen die Eigenschaften des Laufwerkes festgelegt werden. Die
488    wichtigste dieser Variablen ist Path. Hiermit wird bestimmt,
489    welchem UNIX-Verzeichnis das Laufwerk entsprechen soll (Beispiele:
490    "Path" = "/home/karl", "Path" = "${HOME}"). Die weiteren Variablen
491    haben die folgende Bedeutung:
492    
493    Type
494           Windows kann Anwendungen mitteilen, von welchem Typ
495           (Festplatte, CDROM usw.) ein bestimmter Datenträger ist. Mit
496           dieser Variablen wird WINE mitgeteilt, welchen Typ das
497           entsprechende Laufwerk haben soll. Mögliche Werte sind
498           floppy (Diskettenlaufwerk), hd (Festplattenpartition), cdrom
499           (CDROM-Laufwerk) und network (Netzwerklaufwerk). Im
500           allgemeinen empfiehlt es sich, hier den Typ anzugeben, der
501           dem UNIX-Verzeichnis, welches dem Laufwerk zugeordnet ist,
502           entspricht. Beispiel: "Type" = "floppy".
503           
504    Label
505           Unter DOS und Windows können Laufwerke eine so genannte
506           Datenträgerbezeichnung haben. Diese Bezeichnung kann von
507           Windows-Anwendungen abgefragt werden. Mit dieser Variable
508           kann angegeben werden, welchen Datenträgerbezeichnung WINE
509           zurückliefern soll, falls eine Anwendung diese für das
510           Laufwerk abfragt. Die Datenträgerbezeichnung darf aus nicht
511           mehr als 11 Buchstaben bestehen. Beispiel: "Label" = "Platte1".
512           
513    Serial
514           Jedes Laufwerk hat unter Windows eine so genannte
515           Seriennummer, die ebenfalls von Windows-Programmen abgefragt
516           werden kann. Mit dieser Variablen lässt sich in Form eine
517           acht-stelligen hexadezimalen Zahl angeben, welche
518           Seriennummer in solchen Fällen zurückgeliefert werden
519           soll. Beispiel: "Serial" = "23f78a6b".
520           
521    Filesystem
522           Hiermit wird bestimmt, welche Eigenschaften das emulierte
523           Dateisystem auf dem betreffenden Laufwerk haben soll. Es
524           sind die folgenden Werte möglich:
525           
526         msdos
527                 Auf dem Laufwerk sind nur Dateinamen mit einer Länge
528                 von acht Zeichen und einer Erweiterung, die aus drei
529                 Zeichen besteht, zugelassen. Unterschiede in Groß- und
530                 Kleinschreibung werden nicht
531                 berücksichtigt. Alternativ für msdos können die
532                 Bezeichnungen dos oder fat für diesen Dateisystemtyp
533                 benutzt werden.
534                 
535         win95
536                 Auf dem Laufwerk sind lange Dateinamen zugelassen. DOS
537                 und 16bit-Windowsprogramme können jedoch weiterhin
538                 kurze Dateinamen benutzen. Unterschiede in Groß- und
539                 Kleinschreibung werden nicht berücksichtigt. Dies ist
540                 die empfohlenen Einstellung für fast alle Anwendungen.
541                 Alternativ für win95 kann dieser Dateisystemtyp auch
542                 als vfat bezeichnet werden.
543                 
544         unix
545                 Das Dateisystem auf dem Laufwerk verhält sich ähnlich
546                 wie ein typisches UNIX-Dateisystem, d.h. Dateinamen
547                 können die normalerweise erlaubte Länge haben und die
548                 Groß- und Kleinschreibung ist bedeutsam. Mit dieser
549                 Einstellung kommen die meisten Windows-Programme nicht
550                 zurecht.  Probleme treten beispielsweise dann auf,
551                 wenn ein Windows-Programm eine Datei zunächst unter
552                 dem Namen Daten speichert und dann unter dem Namen
553                 DATEN wieder öffnen will.
554                 
555           Achtung: 
556           Es ist zu beachten, dass mit dieser Einstellung nicht
557           angegeben wird, welche Eigenschaften das zugrunde liegende
558           UNIX-Dateisystem hat, sondern welche Eigenschaften von WINE
559           für das entsprechende Laufwerk emuliert werden sollen. Es
560           ist also durch aus möglich (und in den meisten Fällen
561           erforderlich) für ein Laufwerk, das sich auf einem
562           UNIX-Dateisystem befindet, die Einstellung win95 zu
563           verwenden. Falls es sich bei dem Datenträger, auf dem sich
564           das dem Laufwerk zugeordnete Verzeichnis befindet,
565           allerdings um ein FAT-Dateisystem handelt, welches mit dem
566           FAT-Treiber von Linux (und nicht, wie üblich, mit dem
567           VFAT-Treiber) betrieben wird, dann muss hier der
568           Dateisystemtyp msdos benutzt werden, weil es sonst passieren
569           könnte, dass WINE versucht, auf dem betreffenden Datenträger
570           Dateien mit langen Namen anzulegen, was dann zu einem Fehler
571           führen würde. Beispiel: "Filesystem" = "win95".
572           
573    Device
574           In besonderen Fällen ist es notwendig, dass die
575           Windows-Programme direkt, also unter Umgehung des
576           Dateisystems, auf den Datenträger schreiben oder von ihm
577           lesen. Damit dies auch mit WINE möglich ist, kann hier der
578           Name der Gerätedatei angegeben werden, welcher den
579           Datenträger unter Linux repräsentiert. Dies ist nur dann
580           sinnvoll, wenn das dem betreffenden Laufwerk zugeordnete
581           Verzeichnis dem Mountpunkt des hier angegebenen Datenträgers
582           entspricht. Der direkte Gerätezugriff sollte normalerweise
583           nur für solche Datenträger gestattet werden, deren Inhalt
584           nicht besonders geschützt werden muss (u.U. Disketten) oder
585           von denen ohnehin nur gelesen werden kann
586           (z.B. CDROMs). Damit auf den Datenträger geschrieben werden
587           kann, ist es zusätzlich natürlich notwendig, dass die Rechte
588           an der betreffenden Gerätedatei ausreichend sind.  Beispiel:
589           "Device" = "/dev/fd0".
590           
591    FailReadOnly
592
593           Eine Reihe von Windows-Programmen öffnen Dateien prinzipiell
594           zum Lesen und Schreiben, auch wenn aus den betreffenden
595           Dateien lediglich gelesen werden soll. Dieses Verhalten
596           führt normalerweise dazu, dass Dateien, in die von WINE
597           nicht geschrieben werden darf oder die sich auf Datenträgern
598           befinden, auf die nicht geschrieben werden kann (etwa
599           CDROMs), nicht geöffnet werden können. Aus diesem Grund
600           öffnet WINE Dateien standardmäßig zum Lesen, falls eine
601           Datei nicht zum Lesen und zum Schreiben geöffnet werden
602           konnte. Wenn die Variable FailReadOnly auf den Wert true
603           gesetzt wird, verhält sich WINE so wie unter UNIX üblich und
604           liefert eine Fehlermeldung an das Windows-Programm, falls
605           eine Datei nicht zum Schreiben geöffnet werden kann. In der
606           Regel empfiehlt es sich, hier die Standardeinstellung zu
607           übernehmen.  Beispiel: "FailReadOnly" = "true".
608           
609    ReadVolInfo
610           Wenn der Wert dieser Variablen auf true gesetzt ist,
611           versucht WINE, die Seriennummer und die
612           Datenträgerbezeichnung des betreffenden Laufwerks direkt von
613           dem Datenträger zu lesen.  Dazu muss dem Laufwerk eine
614           Gerätedatei zugeordnet sein (Variable device). Diese
615           Einstellung ist vor allem für solche Programme sinnvoll, die
616           nur dann funktionieren, wenn sich beispielsweise die
617           richtige CDROM im Laufwerk befindet und die dies anhand der
618           Seriennummer oder der Datenträgerbezeichnung
619           feststellen. Beispiel: "ReadVolInfo" = "true"
620           
621   7.3 Allgemeine Einstellungen
622   
623    Im Abschnitt [wine] der Konfigurationsdatei werden die wichtigsten
624    allgemeinen Einstellungen vorgenommen. Im wesentlichen handelt es
625    sich dabei um Verzeichnisangaben. Es ist zu beachten, dass diese
626    Verzeichnisangaben in der unter DOS und Windows üblichen Weise zu
627    erfolgen haben. D.h., jedem Verzeichnis muss ein Laufwerksbuchstabe
628    vorangestellt werden. Laufwerksbuchstaben und Verzeichnis werden
629    durch einen Doppelpunkt voneinander getrennt, außerdem werden
630    einzelne Verzeichnisse nicht durch einen normalen Schrägstrich,
631    sondern durch einen umgekehrten Schrägstrich (Backslash)
632    voneinander separiert. Die Angaben werden durch die im vorherigen
633    Abschnitt beschriebenen Zuordnungen von Laufwerksbuchstaben in
634    UNIX-Dateinamen übersetzt.
635    
636    Windows
637           Unter Windows spielt das Windows-Verzeichnis eine besondere
638           Rolle. Programme legen hier oft Initialisierungsdateien ab
639           und Installationsprogramme kopieren gelegentlich
640           verschiedene Dateien in dieses Verzeichnis. Mit der
641           Variablen Windows wird eingestellt, welches Verzeichnis von
642           den unter WINE ausgeführten Programmen als
643           Windows-Verzeichnis behandelt werden soll. Das hier
644           angegebene Verzeichnis muss existieren, bevor WINE das erste
645           Mal gestartet wird. Wenn WINE eine bestehende
646           Windows-Installation verwenden soll, muss hier das
647           Verzeichnis angegeben werden, in dem sich die Installation
648           befindet. 
649
650           Falls WINE mit einer existierenden Windows-Installation
651           verwendet werden soll und diese Installation sich auf der
652           Festplattenpartition befindet, die unter Windows den
653           Laufwerksbuchstaben C: trägt und unter Linux durch die
654           Gerätedatei /dev/hda1 repräsentiert wird, so könnte diese
655           Partition beispielsweise unter Linux beispielsweise in das
656           Verzeichnis /Windows eingebunden werden. Diesem Verzeichnis
657           wäre dann im Abschnitt, welcher die
658           Laufwerksbuchstabenkonfiguration enthält der
659           Laufwerksbuchstabe C: zuzuordnen:
660  
661           [Drive C] 
662           "Path" = "/Windows"
663           "Type" = "hd"
664           "Label" = "windows"
665           "Filesystem" = "win95"
666
667           Wenn weiter der Name des Windows-Verzeichnisses dieser
668           Installation windows lautet (unter Windows also C:\windows
669           und unter Linux /Windows/windows), so wäre im Abschnitt
670           [wine] der Konfigurationsdatei folgende Angabe vorzunehmen:
671     
672           "Windows" = "C:\\Windows"
673
674           Soll WINE jedoch ohne existierende Windows-Installation
675           benutzt werden, so kann ein beliebiges Verzeichnis als
676           Wurzelverzeichnis für das Laufwerk dienen, welches das
677           Windows-Verzeichnis beinhaltet, beispielsweise könnte
678           hierfür das Verzeichnis /Windows angelegt werden. In diesem
679           Verzeichnis müsste nun das Windows-Verzeichnis erzeugt
680           werden, welches daraufhin wie oben beschrieben im Abschnitt
681           [wine] als Windows-Verzeichnis deklariert werden müsste.
682           
683    System
684           Das System-Verzeichnis hat eine ähnliche Bedeutung wie das
685           Windows-Verzeichnis. Unter Windows befinden sich in diesem
686           Verzeichnis im wesentlichen die Programmbibliotheken, es ist
687           normalerweise ein Unterverzeichnis des
688           Windows-Verzeichnisses.  Dieses Verzeichnis muss ebenfalls
689           existieren, bevor WINE das erste Mal gestartet wird. Auch
690           hier muss das System-Verzeichnis der bestehenden
691           Windows-Installation angegeben werden, falls eine solche
692           benutzt werden soll. Unter Windows 95/98 trägt dieses
693           Verzeichnis normalerweise den Namen system und unter Windows
694           NT den Namen system32. Beispiel: "System" = "C:\\Windows\\System".
695           
696    Temp
697           Das Temp-Verzeichnis wird von vielen Windows-Programmen dazu
698           benutzt, temporäre Dateien abzulegen. Damit dies gelingt,
699           muss hier ein Verzeichnis angegeben werden, welches sich auf
700           einem Laufwerk befindet, das einem UNIX-Verzeichnis
701           entspricht, in dem Schreibberechtigung besteht. Beispiel:
702           "Temp" = "D:\\tmp".
703           
704    Path
705           Diese Variable hat die gleiche Bedeutung wie die
706           Umgebungsvariable PATH unter UNIX. Ihr Wert besteht aus
707           einer Kette einzelner Verzeichnisnamen, die nach einem
708           auszuführenden Programm durchsucht wird, wenn der Name eines
709           solchen Programms nicht mit Verzeichnisnamen angegeben
710           wurde. Es ist zu beachten, dass die einzelnen Elemente diese
711           Variable unter Windows nicht durch einen Doppelpunkt sondern
712           durch ein Semikolon voneinander getrennt werden, außerdem
713           erwarten viele Windows-Programme, dass das Windows- und das
714           System-Verzeichnis in dieser Variablen enthalten
715           sind. Beispiel:
716           "Path" = "C:\\Windows;C:\\Windows\\System;D:\\Winstuff".
717           
718    Profile
719           Diese Variable wird von WINE benutzt, um den
720           benutzerspezifischen Teil der Systemregistratur einer
721           bestehenden Windows-Installation zu laden. Falls es sich bei
722           der bestehenden Installation um Windows 95/98 handelt, das
723           nicht mit mehreren Benutzern betrieben wird oder ohne eine
724           bestehende Windows-Installation gearbeitet werden soll,
725           braucht die Variable Profile nicht gesetzt zu werden. Wenn
726           jedoch eine Windows NT- oder eine Windows 95/98-Installation
727           mit mehreren Benutzern eingesetzt wird, muss hier angegeben
728           werden, aus welchem Verzeichnis WINE die benutzerspezifische
729           Registrationsdaten laden soll. Diese Verzeichnisse befinden
730           sich normalerweise im Unterverzeichnis Profiles des
731           Windows-Verzeichnis und tragen den Namen des Benutzers,
732           dessen Konfigurationsdaten sie beherbergen. Beispiel:
733           "Profile" = "C:\\Windows\\Profiles\\Peter".
734           
735    GraphicsDriver
736           WINE kann unterschiedliche Treiber für die graphische
737           Ausgabe verwenden. Welcher Treiber zu verwenden ist, wird
738           mit dieser Variablen festgelegt. Zur Zeit stehen zwei
739           Treiber zur Verfügung, nämlich x11drv für die Verwendung des
740           X Window Systems und ttydrv für die Verwendung von WINE an
741           der Konsole.  Der Treiber ttydrv ist zur Zeit nicht voll
742           funktionsfähig, weswegen sich hier nur die Verwendung des
743           Treibers x11drv empfiehlt, dies ist auch die
744           Standardeinstellung, wenn die Variable nicht gesetzt
745           wird. Beispiel: "GraphicsDriver" = "x11drv".
746           
747   7.4 Konfiguration der zu verwendenden Bibliotheken
748   
749    Wie UNIX/Linux-Programme bestehen Windows-Programme in der Regel
750    aus der eigentlichen Programmdatei und einer Reihe von
751    Programmbibliotheken, die beim Laden des Programms oder später mit
752    dem Programm verbunden werden. Eine Reihe der Programmbibliotheken
753    unter Windows stellt dabei gleichzeitig die Schnittstelle zum
754    Betriebssystem dar. Neben dem eigentlichen Windows-Programm werden
755    also die Bibliotheken benötigt, um das Programm ausführen zu
756    können.
757    
758    WINE stellt eine große Anzahl der normalerweise unter Windows
759    verfügbaren Bibliotheken zur Verfügung. Diese Bibliotheken liegen
760    entweder in Form eigener Dateien vor, welche sich standardmäßig im
761    Verzeichnis /usr/local/lib befinden, oder sie sind direkt in der
762    Programmdatei wine enthalten. WINE ist jedoch auch in der Lage, die
763    normalen Windows-Bibliotheken zu verwenden; dies ist beispielsweise
764    dann notwendig, wenn von einem Programm eine Bibliothek benötigt
765    wird, bei der es sich nicht um eine standardmäßige Windows-Bibliothek
766    handelt, sondern um eine, die dem System während der Installation
767    des betreffenden Programms hinzugefügt worden ist. Solche Bibliotheken
768    werden normalerweise nicht von WINE zur Verfügung gestellt.
769    
770    Falls WINE mit einer bestehenden Windows-Installation benutzt wird,
771    bietet es sich u.U. an, in einigen Fällen an Stelle der von WINE
772    zur Verfügung gestellten Bibliotheken die Bibliotheken der
773    Windows-Installation zu verwenden. Diese sind in vielen Fällen
774    vollständiger und können dem auszuführenden Programm deswegen eher
775    die erwartete Funktionalität zur Verfügung stellen. Dabei ist
776    jedoch zu beachten, dass dies nur mit solchen Bibliotheken möglich
777    ist, die keine Betriebssystemfunktionen beinhalten. Bibliotheken,
778    die lediglich einfachen Programmcode, wie beispielsweise den für
779    häufig benötigte Dialoge, beinhalten, können hingegen problemlos
780    aus einer bestehenden Windows-Installation benutzt werden.
781    
782    Die meisten Bibliotheken stehen unter Windows (95/98) in zwei
783    verschiedenen Versionen zur Verfügung, einer 32Bit-Version, die von
784    32Bit-Programmen geladen werden kann und einer 16Bit-Version, die
785    von 16Bit-Programmen benutzt werden kann. Beide Versionen benutzen
786    in der Regel Programmcode aus der jeweils zugehörigen anderen
787    Version (Unter Windows 95/98 befindet sich die eigentliche
788    Funktionalität meist in den 16Bit-Bibliotheken, die von den
789    32Bit-Versionen geladen und aufgerufen werden). Deswegen ist es
790    erforderlich, dass immer jeweils beide Versionen einer Bibliothek
791    als Windows- oder als WINE-Bibliothek geladen werden, andere
792    Einstellungen führen in der Regel direkt nach dem Aufruf von WINE
793    zu Fehlern. Die folgende Tabelle zeigt, welche der wichtigsten 16-
794    und 32-Bit Bibliotheken zusammen gehören und gibt Auskunft darüber,
795    ob diese Bibliotheken aus einer bestehenden Windows-Installation
796    geladen werden können oder unbedingt von WINE zur Verfügung
797    gestellt werden müssen. Es wird jeweils zunächst die 16-Bit Version
798    und dann die 32-Bit Version genannt.
799    
800    krnl386 
801    kernel32 
802    Diese Bibliothek stellt die Schnittstelle zu den grundlegenden
803    Funktionen, wie Dateizugriff, Ein- und Ausgabe oder
804    Prozesssynchronisation, von Windows-Betriebssystemen zur Verfügung.
805    Deswegen können hier nicht die Bibliotheken einer
806    Windows-Installation benutzt werden.
807
808    - 
809    ntdll 
810    Diese Bibliothek enthält die Schnittstelle zu dem Betriebssystem
811    Windows NT. Es muss deswegen die WINE-Version benutzt werden.
812
813    - 
814    advapi32 
815    Hier befinden sich u.a. Funktionen zum Zugriff auf die
816    Windows-Registratur sowie Sicherheitsfunktionen und
817    kryptographische Funktionen. In der Regel empfiehlt es sich, WINEs
818    Version dieser Bibliothek zu verwenden.
819
820    winsock 
821    wsock32 
822    Hier befindet sich die Internet Protokoll (IP) Schnittstelle von
823    Windows. Mit WINE wird die IP-Funktionalität des Betriebssystems
824    (Linux) benutzt, so dass hier die WINE-Versionen dieser
825    Bibliotheken benutzt werden müssen, welche die IP-Aufrufe von
826    Windows-Programmen an Linux weiterleiten.
827
828    gdi 
829    gdi32 
830    GDI steht für Graphics Device Interface. Die Bibliothek stellt eine
831    einheitliche Schnittstelle zur Bildschirmausgabe und zu Druckern
832    dar. Auch hier müssen die WINE-Versionen benutzt werden.  
833
834    user
835    user32 
836    User stellt u.a. Funktionen zur Fensterverwaltung, zu Menüs oder
837    zur Bedienung der Zwischenablage bereit. Die Windows 95/98
838    Versionen dieser Bibliotheken konnten früher unter bestimmten
839    Bedingungen mit WINE benutzt werden. Die USER-Bibliotheken von
840    Windows NT rufen in der Regel Funktionen im NT-Kernel auf und
841    können deswegen nicht mit WINE benutzt werden. Es empfiehlt sich,
842    die User-Bibliotheken von WINE zu verwenden.
843
844    lzexpand 
845    lz32 
846    Diese beiden Bibliotheken stellen Funktionen zum Dekomprimieren
847    von LZ-Archiven zur Verfügung. Solche Funktionen werden im
848    wesentlichen von Installationsprogrammen benötigt. Die zu Windows
849    gehörenden Versionen dieser Bibliotheken benutzen einige Funktionen
850    aus der Kernel-Bibliothek, die in WINE zur Zeit nicht implementiert
851    sind. Es müssen deswegen die von WINE bereitgestellten Versionen
852    benutzt werden.
853
854    commctrl 
855    comctl32 
856    Diese Bibliothek (common controls) stellt Funktionen zur Erzeugung
857    oft benutzter Fensterelemente, wie Werkzeugleisten oder
858    Statusanzeigen, zur Verfügung. Es können sowohl die Version von
859    WINE als auch die Windows-Version der Bibliothek benutzt werden.
860
861    commdlg 
862    comdlg32 
863    Hier befinden sich komplette Dialoge, die oft von
864    Windows-Programmen benutzt werden (Farbauswahl, Auswahl der
865    Schriftart, Suchen und Ersetzen usw.). Auch hier können wahlweise
866    die Windows- oder WINE-Versionen benutzt werden.
867
868    shell 
869    shell32 
870    Die Shell-Bibliothek beinhaltet den größten Teil der
871    Benutzerschnittstellen von Windows. Sie wird unter Windows
872    besonders vom Explorer (dem Dateimanager) und vielen anderen
873    Anwendungen benutzt, die Funktionen wie beispielsweise
874    Drag-and-Drop unterstützen.  Prinzipiell kann sowohl die Windows-
875    als auch die WINE-Version benutzt werden.
876
877    - 
878    crtdll 
879    Dies ist die standardmäßige C-Laufzeitbibliothek von Windows. Zur
880    Zeit ist die Windows-Version vollständiger, weswegen einige
881    Programme mit der WINE-Version nicht richtig funktionieren.
882    
883    Neben den hier genannten wichtigsten Systembibliotheken stellt WINE
884    eine Reihe weiterer Bibliotheken zur Verfügung, beispielsweise zur
885    Unterstützung von Multimedia-Anwendungen. Falls eine
886    Windows-Installation zur Verfügung steht, empfiehlt es sich in
887    vielen Fällen, auszuprobieren, ob ein Programm besser mit den
888    WINE-Versionen oder den Windows-Versionen dieser Bibliotheken
889    funktioniert. 
890
891    In der Datei ~/.wine/config gibt es zwei Abschnitte, mit denen
892    bestimmt wird, welche Bibliotheken aus einer Windows-Installation
893    geladen werden sollen. Darüberhinaus können diese Einstellungen
894    beim Aufruf von WINE an der Kommandozeile überschrieben werden.
895    Im allgemeinen empfiehlt es sich, die Einstellungen in der
896    Beispielversion der Konfigurationsdatei (documentation/samples/config)
897    zu übernehmen und diese nur dann zu verändern, falls
898    bestimmte Programme mit den Voreinstellungen nicht richtig
899    funktionieren. Falls die Bibliotheken einer Windows-Installation
900    benutzt werden sollen, ist darauf zu achten, dass diese auch von
901    WINE gefunden werden können. Dies setzt in der Regel voraus, dass
902    mit den Variablen Windows und System im allgemeinen Teil der
903    Konfiguration auf das Windows- bzw. das Systemverzeichnis einer
904    gültigen Windows-Installation gezeigt wird und dass diese beiden
905    Verzeichnisse im Wert der Variablen Path genannt werden.
906    
907    Im Abschnitt [DllDefaults] können die folgenden beiden Einstellungen
908    vorgenommen werden:
909    
910    DefaultLoadOrder
911           Hiermit wird bestimmt, welche Reihenfolge WINE standardmäßig
912           benutzen soll, wenn versucht wird, eine Bibliothek zu laden.
913           Diese Reihenfolge wird durch die folgenden Schlüsselwörter
914           definiert:
915           
916         native
917                 Es soll versucht werden, die Windows-Version der
918                 betreffenden Bibliothek zu laden.
919                 
920         builtin
921                 Es soll versucht werden, die WINE-Version der
922                 betreffenden Bibliothek zu laden.
923                 
924         elfdll
925                 Elfdlls sind eine besondere Form von
926                 Windows-Bibliotheken, welche von WINE zur Verfügung
927                 gestellt werden. Sie sind ursprünglich geplant worden,
928                 um die eingebauten Bibliotheken abzulösen, allerdings
929                 haben die eingebauten Bibliotheken mit der Zeit viele
930                 der für Elfdlls geplanten Funktionen bekommen, so dass
931                 diese Form von Bibliotheken zur Zeit keine besondere
932                 Bedeutung hat.
933                 
934         so
935                 In einigen Fällen gibt es von einer Bibliothek Linux-
936                 und Windows-Versionen, die sich sowohl hinsichtlich
937                 ihrer Funktionalität als auch hinsichtlich der
938                 aufrufbaren Funktionen in der Bibliothek nicht
939                 unterscheiden. Falls ein Windows-Programm die
940                 Windows-Version einer solchen Bibliothek laden will,
941                 kann WINE versuchen, an Stelle dessen die Linux-Version
942                 zu laden und die Funktionen dieser Version an Stelle
943                 der in der Windows-Version aufrufen. Mit dem
944                 Schlüsselwort so kann dieses Verhalten hervorgerufen
945                 werden.
946                 
947           Durch die Reihenfolge, mit der diese Schlüsselwörter der
948           Variablen DefaultLoadOrder zugeordnet werden, wird
949           festgelegt, in welcher Reihenfolge WINE die einzelnen
950           Strategien benutzt.  Wurde beispielsweise "DefaultLoadOrder" =
951           "native, builtin, so" angegeben, so versucht WINE, wenn eine
952           Bibliothek geladen werden muss, zunächst die
953           Windows-Version zu laden. Wenn dies nicht funktioniert (in
954           der Regel, weil die Bibliothek nicht vorhanden ist oder
955           nicht gefunden werden kann), wird versucht, die WINE-Version
956           der Bibliothek zu verwenden und falls auch eine solche nicht
957           vorhanden ist, wird versucht, direkt die UNIX-Version der
958           entsprechenden Bibliothek zu laden.
959           
960    Im Abschnitt [DllOverrides] lässt sich das im vorherigen Abschnitt
961    spezifizierte Verhalten für einzelne Bibliotheken wieder
962    überschreiben. Während es nämlich im allgemeinen eine gute
963    Strategie ist, zunächst zu versuchen, die Windows-Versionen von
964    Bibliotheken zu laden, darf dies (wie oben beschrieben) bei
965    bestimmten Bibliotheken auf keinen Fall geschehen und es müssen in
966    jedem Fall die WINE-Versionen benutzt werden. Als Variablen werden
967    in diesem Abschnitt die Bibliotheken genannt, für die eine
968    spezielle Reihenfolge gelten soll. Hinter dem Gleichheitszeichen
969    wird dann die für diese Bibliotheken gewünschte Reihenfolge in der
970    gleichen Form angegeben, wie es im vorherigen Abschnitt beschrieben
971    ist. Beispiel:
972
973    [DllOverrides]
974    "krnl386, kernel32" = "builtin"
975    "gdi, gdi32"        = "builtin"
976    "user, user32"      = "builtin"
977    "shell,shell32"     = "native, builtin"
978
979
980   7.5 Konfiguration des X11 Graphiktreibers
981   
982    Der X11 Graphiktreiber stellt die Schnittstelle zwischen den
983    Graphikfunktionen der Windows-Betriebssysteme und dem X Window
984    System dar. Er ermöglicht es also, dass Windows-Programme unter
985    WINE das X Window System ähnlich benutzen können, wie sie unter
986    echtem Windows eine normale Graphikkarte benutzen. Das Verhalten
987    des Treibers wird im Abschnitt x11drv der Konfigurationsdatei
988    eingestellt. Dort stehen die folgenden Variablen zur Verfügung:
989    
990    PrivateColorMap
991           Wenn diese Variable auf true gesetzt ist, verwendet WINE
992           eine eigene Farbpalette. Bei X-Servern die mit eine
993           Farbtiefen von 256 Farben (8bpp) oder weniger betrieben
994           werden, hat das zur Folge, dass andere Fenster u.U. in
995           falschen Farben dargestellt werden, wenn zu WINE gehörende
996           Fenster in den Vordergrund geschaltet sind. Dafür kann WINE
997           jedoch Farben besser darstellen als ohne diese
998           Einstellung. Falls der X Server mit einer Farbtiefe von mehr
999           als 256 Farben betrieben wird, ist die Einstellung
1000           wirkungslos.
1001           
1002    AllocSystemColors
1003           Wenn WINE keine eigene Farbpalette verwendet, kann hier
1004           angegeben werden, wieviele Farben von der systemweit
1005           geteilten Palette maximal von WINE benutzt werden
1006           dürfen. Der höchstmögliche Wert ist hier 256, weil bei
1007           besseren Farbtiefen keine Palette benutzt wird. Beispiel:
1008           "AllocSystemColors" = "100".
1009           
1010    PerfectGraphics
1011           An einigen Stellen hat WINE die Möglichkeit,
1012           Graphikoperationen entweder so durchzuführen, dass sie
1013           besonders schnell sind oder so, dass sie besonders korrekt
1014           ausgeführt werden. Wenn diese Variable auf den Wert true
1015           gesetzt wird, wird der Genauigkeit Vorzug gegeben. Beispiel:
1016           "PerfectGraphics" = "false".
1017           
1018    UseDGA
1019           DGA (Direct Graphics Access) ist eine Erweiterung von
1020           XFree86, welche den direkten Zugriff auf den Speicher der
1021           Graphikkarte ermöglicht. Dadurch lassen sich
1022           Graphikoperationen wesentlich schneller durchführen als
1023           normalerweise. Die DirectDraw-Bibliothek (DirectX) von WINE
1024           kann diese Erweiterung benutzen, wodurch sich insbesondere
1025           Spiele mit einer ähnlichen Geschwindigkeit wie unter Windows
1026           ausführen lassen. Weil DGA den direkten Hardwarezugriff
1027           erfordert, sind dazu in der Regel Administratorrechte
1028           erforderlich. Die Verwendung von DGA wird mit "UseDGA" = "true"
1029           ein- und mit "UseDGA" = "false" ausgeschaltet.
1030
1031           Achtung: 
1032           Anwendungen, die DirectDraw benutzen, versuchen
1033           normalerweise den Bildschirm in eine bestimmte Auflösung und
1034           Farbtiefe zu schalten. WINE kann die Auflösung zwar
1035           verändern, falls sich in der Datei XF86Config eine
1036           Definition für den angeforderten Modus befindet, weil das X
1037           Window System jedoch nicht den Wechsel der Farbtiefe
1038           unterstützt, ist es oft erforderlich, den X-Server in der
1039           benötigten Farbtiefe zu starten, bevor WINE gestartet wird.
1040           
1041    UseXShm
1042           Hierbei handelt es sich um eine andere Erweiterung des X
1043           Window Systems, die schnellere Graphikoperationen
1044           ermöglicht.  Beispiel: "UseXShm" = "true".
1045           
1046    DXGrab
1047           Diese Option bewirkt, dass der Mauszeiger - bei der
1048           Verwendung von DirectDraw (DirectX) - das von DirectDraw
1049           gesteuerte Fenster nicht verlassen kann. Dies ist notwendig,
1050           um einige Programme richtig bedienen zu können, allerdings
1051           wird dadurch verhindert, mit der Maus in ein anderes Fenster
1052           zu schalten, beispielsweise um WINE zu beenden. Beispiel:
1053           "DXGrab" = "false".
1054           
1055    ScreenDepth
1056           Einige X-Server unterstützen unterschiedliche Farbtiefen auf
1057           dem selben Bildschirm. Mit dieser Variable kann ausgewählt
1058           werden, welche Farbtiefe in einem solchen Fall benutzt
1059           werden soll.
1060
1061    Managed
1062           WINE kann von Windows-Programmen dargestellte Fenster
1063           u.a. unabhängig vom eingesetzten Window-Manager anzeigen
1064           oder sie unter die Kontrolle des Window-Managers
1065           stellen. Das zweite Verfahren bietet eine bessere
1066           Integration von Windows-Programmen in die Arbeitsumgebung
1067           unter Linux, weil die Fenster dann genauso wie die von
1068           Linux-Programmen erscheinen und zu steuern sind. Welcher der
1069           verfügbaren Anzeigemodi verwendet werden soll, wird
1070           normalerweise an der Kommandozeile beim Aufruf von WINE
1071           angegeben. Durch diese Variable in der Konfigurationsdatei
1072           lässt sich festlegen, ob von WINE gesteuerte Fenster
1073           standardmäßig den Window-Manager verwenden sollen ("Managed" =
1074           "true").
1075
1076    DesktopDoubleBuffered
1077           Diese Option sollte auf den Wert true gesetzt werden, wenn
1078           mit WINE Programme benutzt werden, die OpenGL
1079           benutzen. Hierdurch wird die Darstellung solcher Anwendungen
1080           verbessert.
1081           
1082   7.6 Konfiguration der zu verwendenden Schriftarten
1083   
1084    Der X11-Graphiktreiber x11drv verwendet zur Darstellung von Schrift
1085    die Schriftarten, die dem X-Server direkt oder über einen Fontserver
1086    zur Verfügung stehen. Eine Reihe von Windows-Anwendungen erwarten
1087    allerdings ganz bestimmte Schriften, die unter Windows in der Regel
1088    verfügbar sind und viele Anwendungen werden anders als unter Windows
1089    dargestellt, falls andere Schriftarten benutzt werden müssen.
1090    
1091    Windows verwendet normalerweise zwei unterschiedliche Typen von
1092    Schriftarten, nämlich so genannten TrueType-Schriften und einfache
1093    Bitmap-Schriftarten. Beide Schrifttypen können von XFree86 in der
1094    Versionsfamilie 3.x standardmäßig nicht zur Verfügung gestellt
1095    werden. Allerdings ist es möglich, Windows-Bitmap-Schriftarten in
1096    ein Format zu übersetzen, welches von XFree86 eingebunden werden
1097    kann. TrueType-Schriftarten können über spezielle
1098    TrueType-Fontserver, die mittlerweile in den meisten Distributionen
1099    enthalten sind, eingebunden werden. Falls eine Windows-Installation
1100    zur Verfügung steht, empfiehlt es sich im allgemeinen, die dort
1101    vorhandenen Schriftarten auch unter Linux einzubinden, damit unter
1102    WINE ausgeführte Windows-Anwendungen die erwarteten Schriftarten
1103    vorfinden. Wenn WINE ohne Windows-Schriftarten benutzt wird,
1104    versucht das Programm, die angeforderten Schriften durch die
1105    Schriften des X Window Systems zu ersetzen, wodurch sich
1106    Veränderungen im Erscheinungsbild der Anwendungen ergeben können.
1107    
1108     7.6.1 Einbinden von Bitmap-Schriften
1109     
1110    Windows Bitmap-Schriftarten befinden sich normalerweise im
1111    Unterverzeichnis fonts des Windows-Verzeichnisses und haben die
1112    Dateinamensendung .fon. Es ist aber auch möglich, dass sie in
1113    ausführbaren Dateien oder in Bibliotheken enthalten sind. Im
1114    Unterverzeichnis tools des Basisverzeichnisses mit dem
1115    WINE-Quellcode befindet sich das Programm fnt2bdf, mit dem die
1116    Fonts aus diesen Dateien extrahiert und in das Bitmap Distribution
1117    Format (.bdf) umgewandelt werden können. Dazu ist das Programm
1118    folgendermassen aufzurufen:
1119    
1120    fnt2bdf -o Basisname Schriftdatei
1121
1122    Dabei ist für Schriftdatei der Name der Datei anzugeben, in der
1123    sich die zu extrahierenden Schriften befinden und für Basisname
1124    eine Bezeichnung, mit der die Namen der zu extrahierenden Dateien
1125    beginnen sollen. Es ist zu beachten, dass sich in der Regel in
1126    einer Windows-Schriftartendatei mehrere Schriftarten befinden, die
1127    in unterschiedliche Dateien extrahiert werden. Bei einigen
1128    Schriftarten ist es notwendig, dem Programm mitzuteilen, wie die
1129    Schriftarten kodiert sind. Hierzu ist die Option -c zu verwenden
1130    und dahinter die Bezeichnung der Kodierung anzugeben. Eine
1131    Übersicht über alle von dem Programm unterstützten Optionen wird
1132    ausgegeben, wenn es ohne Parameter aufgerufen wird. Um also
1133    beispielsweise die Bitmap-Schriften aus der Datei SERIFF.FON in
1134    Dateien zu extrahieren, deren Namen mit der Bezeichnung seriff
1135    beginnen, wäre das Programm so aufzurufen:
1136    
1137    fnt2bdf -o seriff SERIFF.FON
1138    
1139    Es werden dann eine Reihe von Dateien mit unterschiedlichen Fonts
1140    aus der Originaldatei erzeugt. Im nächsten Schritt sind diese
1141    Dateien mit dem Programm bdftopcf(1) in das so genannte Portable
1142    Compiled Format zu übersetzen. Dieses Programm sollte Bestandteil
1143    jeder X11-Installation sein und ist durch eine Manualseite
1144    dokumentiert. Um beispielsweise die Datei seriff_r400-23.bdf zu
1145    übersetzen und das Ergebnis in die Datei seriff_r400-23.pcf zu
1146    schreiben, könnte das Programm so aufgerufen werden:
1147    
1148    bdftopcf -o seriff_r400-23.pcf seriff_r400-23.bdf
1149    
1150    Die auf diese Weise erzeugten Dateien können nun in eines der, von
1151    dem X-Server oder einem Fontserver benutzten, Font-Verzeichnis
1152    kopiert werden. In diesem Verzeichnis ist danach der Befehl
1153    mkfontdir aufzurufen, damit der dort befindlich Fontindex neu
1154    erzeugt wird.  Bevor die Schriften dann tatsächlich unter X zur
1155    Verfügung stehen und damit von WINE benutzt werden können, muss X
1156    neu gestartet oder der folgende Befehl an der Kommandozeile
1157    eingegeben werden:
1158    
1159    xset fp +rehash
1160    
1161    Im Unterverzeichnis tools des WINE-Quellcodeverzeichnisses befindet
1162    sich ein Shellskript mit dem Namen font_convert.sh, welches die
1163    oben genannten Schritte automatisch durchführt und alle unterhalb
1164    eines Verzeichnisses befindlichen Bitmap-Schriftarten automatisch
1165    konvertiert und installiert.
1166    
1167     7.6.2 Einbinden von TrueType-Schriften
1168     
1169    Wie bereits erwähnt, können die X-Server von XFree86 in der
1170    Versionsfamilie 3.x keine TrueType-Schriften darstellen. Seit
1171    XFree86 4.0 hat sich dies allerdings geändert, so dass solche
1172    Schriften zukünftig problemlos unter X - und damit auch mit WINE -
1173    zur Verfügung gestellt werden können. Leider können über das
1174    X-Font-Protokoll nicht alle von manchen Windows-Programmen
1175    benötigten Informationen über TrueType-Fonts dargestellt werden, so
1176    dass manche Windows-Programme auch dann noch nicht richtig
1177    funktionieren, wenn die benötigten Fonts zur Verfügung gestellt
1178    worden sind. Mit XFree86 3.x bietet sich der Einsatz eines
1179    TrueType-Fontservers an. Zur Zeit stehen drei unterschiedliche
1180    solcher Programme zur Verfügung, nämlich: xfs-xtt (Debian-Paket:
1181    xfs-xtt), xfstt (Debian-Paket xfstt) und xfsft (im Internet unter
1182    der Adresse http://www.dcs.ed.ac.uk/home/jec/programs/xfsft/
1183    verfügbar).
1184    
1185    Der Autor hat mit dem Programm xfsft die besten Ergebnisse erzielt.
1186    Dieser Server lässt sich leicht konfigurieren und ist kompatibel zu
1187    herkömmlichen Fontservern, so dass nicht zwei verschiedene
1188    Fontserver auf einem Rechner ausgeführt werden müssen. Dieses
1189    Programm diente auch als Grundlage für die Integration der
1190    TrueType-Unterstützung in XFree86 4.0.
1191    
1192    Um die von einem Fontserver zur Verfügung gestellten Schriften zu
1193    verwenden, muss dem X-Server die Adresse des Fontservers mitgeteilt
1194    werden. Dies kann entweder in der Datei /etc/X11/XF86Config oder
1195    durch Eingabe dieses Befehls geschehen:
1196    
1197    xset fp+ tcp/localhost:7100
1198    
1199    Dabei muss localhost u.U. gegen den Namen des Rechners ausgetauscht
1200    werden, auf dem der Fontserver ausgeführt werden und 7100 durch den
1201    Port, der vom Fontserver benutzt wird. Wenn der Fontserver auf dem
1202    selben Rechner ausgeführt wird wie der X-Server, dann können zur
1203    Kommunikation zwischen X-Server und Fontserver auch
1204    UNIX-Domain-Sockets benutzt werden. Der entsprechende Befehl könnte
1205    dann folgendermaßen aussehen:
1206    
1207    xset fp+ unix/:7100
1208    
1209     7.6.3 Font-Einstellungen in der WINEs Konfigurationsdatei
1210     
1211    In der Konfigurationsdatei ~/.wine/config bzw. wine.conf stehen die
1212    folgenden Variablen zur Verfügung, mit denen WINEs Umgang mit
1213    Schriftarten beeinflusst werden kann:
1214    
1215    Resolution
1216           Unter Windows können Programme die Größe eines zu
1217           verwendenden Fonts in Punkten (an Stelle von Pixeln)
1218           angeben. Damit die Schriftart dann in der richtigen Größe
1219           angezeigt werden kann, muss die tatsächliche Größe des
1220           Bildschirms bekannt sein, was unter X nicht unbedingt der
1221           Fall ist. Mit der Variable Resolution kann deswegen justiert
1222           werden, welche Schriftgrößen in solchen Fällen von WINE
1223           ausgewählt werden. Der Standardwert ist 96, sinnvolle Werte
1224           liegen zwischen 60 und 120. Beispiel: "Resolution" = "100".
1225           
1226    Default
1227           Mit dieser Variable wird angegeben, welche Schriftart WINE
1228           als Standard verwenden soll. Die dabei anzugebende
1229           Zeichenkette besteht aus der Herstellerbezeichnung der zu
1230           verwendenden Schriftart und ihrem Namen, diese Bezeichnungen
1231           werden durch ein Minuszeichen miteinander verbunden,
1232           außerdem muss sich zu Beginn und am Ende der Zeichenkette
1233           ein Minuszeichen befinden.  Die unter X11 verfügbaren Fonts
1234           können beispielsweise mit den Programmen xfontsel(1) oder
1235           xlsfonts(1) ausgewählt werden.  
1236           Beispiel: "Default" =  "-adobe-times-"
1237           
1238    DefaultFixed
1239           Hiermit wird festgelegt, welchen Font WINE als
1240           standardmäßige Schriftart mit gleichmäßiger Buchstabenbreite
1241           verwenden soll.  Der Name der gewünschten Schrift ist wie
1242           bei der Variablen Default anzugeben. Beispiel:
1243           "DefaultFixed" = "-sony-fixed-"
1244           
1245    DefaultSerif
1246           Hiermit wird festgelegt, welchen Font WINE als
1247           standardmäßige Schriftart mit Serifen verwenden
1248           soll. Beispiel: "DefaultSerif" = "-adobe-times-"
1249           
1250    DefaultSansSerif
1251           Hiermit wird bestimmt, welchen Font WINE als standardmäßige
1252           Schriftart ohne Serifen verwenden soll. Beispiel:
1253           "DefaultSansSerif" = "-adobe-helvetica-"
1254           
1255    Fontmetric
1256           Wenn WINE das erste Mal gestartet wird, fragt es vom
1257           X-Server die Eigenschaften der verfügbaren Fonts ab.  Weil
1258           diese Operation recht zeitaufwendig ist, wird das Ergebnis
1259           der Abfrage in einer Datei im Heimatverzeichnis des
1260           betreffenden Benutzers gespeichert. Die Abfrage braucht dann
1261           bei einem späteren Aufruf des Programms nur ausgeführt zu
1262           werden, falls sich die verfügbaren Fonts geändert haben. Mit
1263           dieser Variablen kann angegeben werden, in welcher Datei die
1264           Fontdaten zwischengespeichert werden sollen. Dadurch lässt
1265           sich beispielsweise vermeiden, dass die Abfrage für jeden
1266           Benutzer erneut ausgeführt werden muss. Beispiel:
1267           "Fontmetric" = "/var/lib/WINE/font.cache".
1268           
1269    Alias
1270           Wie weiter oben bereits angesprochen, kann es vorkommen,
1271           dass Windows-Anwendungen bestimmte Schriftarten benutzen
1272           wollen, die vom X-Server nicht zur Verfügung gestellt
1273           werden. Mit der Variable Alias können solchen Fontnamen
1274           anderen, unter X verfügbaren Schriftarten zugeordnet
1275           werden. Werte, die dieser Variablen zugeordnet werden,
1276           bestehen aus drei Elementen, die durch Kommata voneinander
1277           zu trennen sind. Das erste Element ist der Name der zu
1278           ersetzenden Schriftart, das zweite Element der Name der X
1279           Schriftart, in der Form, wie sie auch bei der Definition der
1280           Variablen Default anzugeben ist. Als drittes Element kann
1281           optional das Schlüsselwort subst angegeben werden.  Dieses
1282           Schlüsselwort bewirkt, dass durch die Aliasdefinition eine
1283           bereits vorhandene Definition (die von WINE automatisch
1284           erstellt wurde) überschrieben wird. Weil es möglich ist,
1285           mehrere Alias-Definitionen vorzunehmen, muss der
1286           Variablenbezeichnung Alias jeweils eine Zahl nachgestellt
1287           werden, mit der angegeben wird, um die wievielte
1288           Alias-Definition es sich handelt. Dabei ist mit der Zahl
1289           Null zu beginnen, es darf keine Zahl ausgelassen
1290           werden. Beispiel: "Alias0" = "System, --international-, subst"
1291           
1292   7.7 Konfiguration von Schnittstellen und Hardwarezugriff
1293   
1294    WINE kann Anwendungen den direkten Zugriff auf serielle und
1295    parallele Schnittstellen sowie auf weitere beliebige Ein- und
1296    Ausgabeadressen gestatten. Grundsätzlich ist dabei zu bedenken,
1297    dass der betreffende WINE-Prozess mit ausreichenden Privilegien
1298    ausgestattet sein muss, damit ein solcher Zugriff tatsächlich
1299    möglich wird. Wird WINE mit gewöhnlichen Benutzerrechten (und nicht
1300    mit den Privilegien des Administrators) ausgeführt, bedeutet dies
1301    in der Regel, dass die Zugriffsrechte auf die Gerätedateien, welche
1302    Geräte repräsentieren, auf die Windows-Programmen der Zugriff
1303    gestattet werden soll, überprüft werden müssen. Der direkte Zugriff
1304    auf Ein- und Ausgabeadressen ist unter Linux ausschließlich dem
1305    Administrator gestattet.
1306    
1307    Zur Konfiguration der seriellen Schnittstellen dient der Abschnitt
1308    [serialports] in der Konfigurationsdatei. Die einzelnen Variablen in
1309    diesem Abschnitt bezeichnen die seriellen Schnittstellen so wie es
1310    unter DOS und Windows üblich ist (Com1, Com2 usw.). Als Wert wird
1311    diesen Variablen der Name der Gerätedatei übergeben, welche die
1312    entsprechende Schnittstelle unter Linux repräsentiert. Falls also
1313    Windows-Anwendungen unter WINE über die Schnittstelle Com1 auf das
1314    Gerät zugreifen sollen, das unter Linux durch die Gerätedatei
1315    /dev/ttyS0 repräsentiert wird, so muss in der Konfigurationsdatei
1316    der folgende Abschnitt zu finden sein:
1317
1318    [serialports]
1319    "Com1" = "/dev/ttyS0"
1320
1321
1322    Die Konfiguration paralleler Schnittstellen erfolgt analog zur
1323    Konfiguration serieller. Der Name des entsprechenden Abschnitts
1324    lautet [parallelports] und die Namen paralleler Schnittstellen
1325    unter DOS und Windows lauten Lpt1, lpt2 usw. Wenn also von
1326    Windows-Programmen unter WINE über den Namen Lpt1 auf die parallele
1327    Schnittstelle zugegriffen werden soll, welche unter Linux durch die
1328    Gerätedatei /dev/lp0 repräsentiert wird, so wäre in die
1329    Konfigurationsdatei dieser Abschnitt aufzunehmen.
1330
1331    [parallelports]
1332    "Lpt1" = "/dev/lp0"
1333
1334    Um den Zugriff auf bestimmte Ein- und Ausgabeadressen zu ermöglichen,
1335    sind die gewünschten Adressen in hexadezimaler Schreibweise im
1336    Abschnitt [ports] anzugeben. Als Adressen lassen sich entweder
1337    einzelne Adressen (Beispiel: 0x779) oder Adressbereiche angeben. Bei
1338    Adressbereichen werden die untere und obere Adresse des gewünschten
1339    Bereichs, verbunden durch einen Bindestrich, angegeben (Beispiel:
1340    0x280-0x2a0). Wenn mehrere Adressen oder Adressbereiche konfiguriert
1341    werden sollen, sind diese hintereinander - durch Kommata getrennt -
1342    anzugeben. Adressen, von denen gelesen werden soll, sind der Variablen
1343    read zuzuordnen und solche, auf die geschrieben werden soll, der
1344    Variablen write. Falls auf eine bestimmte Adresse sowohl lesend als
1345    auch schreibend zugegriffen werden soll, ist sie beiden Variablen
1346    zuzuordnen. Beispiel:
1347
1348    [ports]
1349    "read" = "0x378,0x379,0x220-0x2a0"
1350    "write" = "0x379,0x220-0x2a0"
1351
1352
1353     7.7.1 Zugriff auf SCSI-Geräte
1354     
1355    WINE ermöglicht auch den direkten Zugriff auf SCSI-Geräte (über die
1356    ASPI-Schnittstelle). Hierzu sind keine speziellen Angaben in der
1357    Konfiguration notwendig, allerdings muss der Kernel des Systems so
1358    konfiguriert worden sein, dass er die Unterstützung für generischen
1359    SCSI-Zugriff enthält. Außerdem müssen die Gerätedateien, welche die
1360    generischen SCSI-Geräte repräsentieren (normalerweise /dev/sg0,
1361    /dev/sg1 usw.) mit ausreichenden Rechten für den Zugriff
1362    ausgestattet sein.
1363    
1364   7.8 Konfiguration der Windows-Systemregistratur
1365   
1366    Windows-Betriebssysteme stellen eine Datenbank zur Verfügung, in
1367    der Programme u.a. Konfigurationsdaten ablegen und später wieder
1368    auslesen können. Diese so genannte Registratur wird von WINE
1369    ebenfalls bereitgestellt. WINE ist ferner in der Lage, die
1370    Registratur einer bestehenden Windows-Installation zu importieren,
1371    damit den mit WINE ausgeführten Programmen alle Daten zur Verfügung
1372    stehen, die auch unter Windows verfügbar sind. Dies ist
1373    insbesondere dann von Bedeutung, wenn Programme unter Windows
1374    installiert worden sind und unter WINE ausgeführt werden. Es ist zu
1375    beachten, dass WINE die Registratur einer bestehenden
1376    Windows-Installation niemals verändert.  Falls Programme also unter
1377    WINE Daten in die Registratur schreiben, stehen diese unter Windows
1378    nicht zur Verfügung. WINE speichert die Registratur vielmehr in
1379    eigenen Dateien, welche sich üblicherweise unterhalb des
1380    Heimatverzeichnisses des betreffenden Benutzers befinden. Neben den
1381    benutzerspezifischen Registraturdaten können vom Administrator
1382    systemweit gültige Dateien bereit gestellt werden. Diese befinden
1383    sich üblicherweise in dem gleichen Verzeichnis wie die systemweit
1384    gültige Konfigurationsdatei, also in /etc oder in /usr/local/etc,
1385    wenn WINE mit den Standardeinstellungen übersetzt wurde. Im
1386    Abschnitt [registry] der Konfigurationsdatei stehen die folgenden
1387    Variablen zur Verfügung, mit denen u.a. bestimmt werden kann, ob
1388    eine bestehenden Registratur importiert werden soll und wo WINE die
1389    eigene Registratur ablegen soll.
1390    
1391    LoadGlobalRegistryFiles
1392           Wenn diese Variable auf den Wert true gesetzt ist, liest
1393           WINE die systemweit gültigen Registraturdaten ein. Dies ist
1394           die Standardeinstellung. Beispiel: "LoadGlobalRegistryFiles" =
1395           "true"
1396           
1397    LoadHomeRegistryFiles
1398           Wenn diese Variable auf den Wert true gesetzt ist, liest
1399           WINE die Registraturdaten aus dem Verzeichnis .wine im
1400           Heimatverzeichnis des aufrufenden Benutzers ein. Die
1401           Registraturdaten des Benutzers werden nach den systemweit
1402           gültigen Daten geladen, so dass Benutzer die
1403           Voreinstellungen aus der globalen Registratur mit eigenen
1404           Werten überschreiben können. Beispiel:
1405           "LoadHomeRegistryFiles" = "true" 
1406           
1407    LoadWindowsRegistryFiles
1408           Mit dieser Variablen wird bestimmt, ob die Registratur einer
1409           bestehenden Windows-Installation geladen werden soll. Wenn
1410           die Variable auf den Wert true gesetzt ist, stellt WINE
1411           selbstständig fest, um welche Version von Windows es sich
1412           bei der bestehenden Installation handelt und liest die
1413           Registraturdaten der Installation ein. Es ist zu beachten,
1414           dass dies nur funktioniert, wenn das Windows- und das
1415           Systemverzeichnis im allgemeinen Teil der
1416           Konfigurationsdatei richtig angegeben worden sind und der
1417           bestehenden Installation entsprechen. Außerdem ist es
1418           u.U. notwendig, die Variable Profile im allgemeinen Teil
1419           richtig zu setzen. Beispiel: "LoadWindowsRegistryFiles" = "true".
1420           
1421    WriteToHomeRegistryFiles
1422           Wird diese Variable auf den Wert true gesetzt, versucht WINE
1423           alle Änderungen, die während der Laufzeit von WINE an der
1424           Registratur vorgenommen werden, in die Registraturdateien im
1425           Verzeichnis .wine des aufrufenden Benutzers zu
1426           schreiben. Dies ist in der Regel notwendig, damit
1427           Windows-Programme (insbesondere Installationsprogramme)
1428           Änderungen an der Konfiguration abspeichern
1429           können. Beispiel: "WriteToHomeRegistryFiles" = "true".
1430                     
1431    PeriodicSave
1432           Wenn Veränderungen an der Registratur von WINE gespeichert
1433           werden sollen, geschieht dies normalerweise automatisch,
1434           während WINE beendet wird. Allerdings werden die Änderungen
1435           dann nicht gespeichert, wenn WINE aufgrund eines Fehlers
1436           nicht korrekt beendet werden kann. Deswegen ist es möglich,
1437           mit dieser Variablen anzugeben, in welchem Zeitintervall das
1438           Programm die Registratur automatisch sichern soll. Die
1439           dieser Variablen übergebene Zahl wird als Zeitintervall in
1440           Sekunden interpretiert. Damit die Registratur also
1441           beispielsweise alle 10 Minuten automatisch abgespeichert
1442           wird, wäre diese Variable so zu setzen: "PeriodicSave" = "600".
1443           
1444    SaveOnlyUpdatedKeys
1445           Mit dieser Variablen kann bestimmt werden, ob WINE lediglich
1446           solche Teile der Registratur sichern soll, die sich während
1447           der Laufzeit verändert haben oder ob immer die gesamte
1448           Registratur gespeichert werden soll. Das folgende Beispiel
1449           speichert die Registratur komplett:
1450           "SaveOnlyUpdatedKeys" = "false".
1451           
1452    Hinweis: 
1453    Weil das Importieren einer großen Windows-Registratur ein relativ
1454    zeitaufwendiger Vorgang ist, empfiehlt es sich, die
1455    Windows-Registratur nur beim ersten Start von WINE zu importieren
1456    ("LoadWindowsRegistryFiles" = "true") und diese dann komplett von WINE
1457    speichern zu lassen ("SaveOnleUpdatedKeys" = "false"). Danach liegt die
1458    Registratur vollständig in WINEs eigenem Format vor, so dass bei
1459    späteren Starts von WINE auf den Import der Windows-Registratur
1460    verzichtet werden kann ("LoadWindowsRegistryFiles" = "false").
1461    
1462   7.9 Einstellung des Look and Feel
1463   
1464    Im Abschnitt Tweak.Layout der Konfiguration lässt sich durch die
1465    Variable WINELook bestimmen, welches Look and Feel von Windows
1466    durch WINE nachempfunden werden soll. Der Wert Win31 bewirkt, dass
1467    WINE alle Fensterelemente in dem Erscheinungsbild erzeugt, wie es
1468    von Windows 3.11 bekannt ist. Analog dazu bewirken die Werte Win95
1469    und Win98 ein moderneres Erscheinungsbild. Beispiel:
1470
1471    [Tweak.Layout]
1472    "WINELook" = "Win98"
1473
1474
1475   7.10 Konfiguration der Windows-Console
1476   
1477    Im Gegensatz zu 16-Bit-Windows-Versionen ist es mit dem Win32 API wie
1478    unter UNIX möglich, Programme für den Textmodus zu erstellen, die
1479    unter Windows normalerweise in einem so genannten "MS-DOS-Fenster"
1480    ausgeführt werden (obwohl diese Programme nicht viel mit MS-DOS zu
1481    tun haben). Unter WINE verwenden solche Programme standardmäßig die
1482    Standardeingabe und -Ausgabe des Terminals, von dem aus WINE
1483    gestartet wurde. Im Abschnitt [Console] der Konfigurationsdatei ist
1484    es möglich, die Eigenschaften der Konsole für Windows-Programme
1485    näher zu bestimmen.
1486    
1487    Drivers
1488           Hiermit wird festgelegt, wie die Konsole zur Verfügung
1489           gestellt werden soll. WINE kann dazu das mit dem
1490           WINE-Prozess verbundene Terminal verwenden oder für jedes
1491           Windows-Programm, welches eine neue Konsole anfordert, ein
1492           neues Terminalfenster (wie z.B. xterm) starten. Im
1493           allgemeinen ist es zu empfehlen, für jede Konsole ein
1494           eigenes Terminalfenster zu verwenden, weil es zu
1495           unerwünschten Nebeneffekten kommen kann, wenn verschiedene
1496           Windows-Prozesse und WINE selbst das selbe Terminal
1497           verwenden. Es ist ferner möglich, die ncurses-Bibliothek zu
1498           benutzen, um bestimmte Eigenschaften, wie die Darstellung
1499           unterschiedlicher Farben, zu benutzen. Der Variablen Drivers
1500           kann zur Zeit eine Kombination aus den folgenden
1501           Schlüsselwörtern übergeben werden: tty, xterm und
1502           ncurses. Wenn mehrere diese Schlüsselwörter benutzt werden,
1503           sind diese durch das Plus-Zeichen voneinander zu
1504           trennen. Die Angabe tty bewirkt, dass WINE das Terminal für
1505           die Konsole verwendet, mit welchem der WINE-Prozess
1506           verbunden ist. Durch die Angabe xterm wird ein neues
1507           Terminalfenster geöffnet, wenn ein Windows-Programm eine
1508           neue Konsole anfordert. Die Angabe ncurses bewirkt, dass die
1509           ncurses-Bibliothek benutzt wird. Dies funktioniert nur, wenn
1510           die Unterstützung dafür beim Übersetzen des Programms
1511           aktiviert wurde. Beispiel: "Drivers" = "ncurses+xterm"
1512           
1513    XtermProg
1514           Hiermit lässt sich angeben, welches Programm aufgerufen
1515           werden soll, um die Konsole in einem eigenen Fenster
1516           darzustellen (z.B. bei "Drivers" = "xterm"). Es lassen sich alle
1517           Terminalemulationsprogramme verwenden, welche die von xterm
1518           her bekannten Kommandozeilenargumente verstehen. Beispiel:
1519           "XtermProg" = "wterm".
1520           
1521    InitialRows
1522           Mit der Variablen wird angegeben, wieviele Zeilen die
1523           Konsole nach ihrem Start haben soll. Beispiel:
1524           "InitialRows" = "24".
1525           
1526    InitialColumns
1527           Mit der Variablen wird angegeben, wieviele Spalten die
1528           Konsole nach ihrem Start haben soll. Beispiel:
1529           "InitialColumns" = "80".
1530           
1531    TerminalType
1532           Hiermit lässt sich festlegen, von welchem Terminaltyp die
1533           ncurses-Bibliothek ausgehen soll. Typische Werte sind xterm
1534           oder linux.
1535           
1536   7.11 Die Zwischenablage
1537   
1538    Das Konzept der Zwischenablage unterscheidet sich zwischen Windows
1539    und dem X Window System etwas. Um beispielsweise einen Text in die
1540    Zwischenablage zu stellen, wird dieser unter Windows normalerweise
1541    zunächst markiert und dann über einen Menübefehl in die
1542    Zwischenablage kopiert oder verschoben. Unter X stehen mindestens
1543    zwei Typen von Zwischenablage zur Verfügung. Nachdem ein Text dort
1544    markiert worden ist, steht er als so genannte primäre Auswahl zur
1545    Verfügung; er kann dann sofort in andere Anwendungen eingefügt
1546    werden (etwa durch Betätigung der mittleren Maustaste). Die
1547    Zwischenablage ist eine weitere Auswahl, in die Texte oder andere
1548    Daten von vielen X-Anwendungen aus kopiert und von dort aus wieder
1549    eingefügt werden können. Im Abschnitt [clipboard] der
1550    Konfigurationsdatei lässt sich bestimmen, wie die
1551    Windows-Zwischenablage mit der Zwischenablage des X Window Systems
1552    interagiert.
1553    
1554    ClearAllSelections
1555           Wenn diese Variable auf true gesetzt ist, wird der Inhalt
1556           der Windows-Zwischenablage gelöscht und durch den Inhalt der
1557           Zwischenablage des X Window Systems ersetzt, falls in einer
1558           anderen X Anwendung etwas in die primäre Auswahl gestellt
1559           wird.  Wird bei Verwendung dieser Einstellung also zunächst
1560           etwas mit einem Windows-Programm in die Zwischenablage
1561           gestellt und danach mit der Maus ein Text in einer X
1562           Anwendung markiert, so geht der ursprüngliche Inhalt der
1563           Windows-Zwischenablage verloren und es steht dort der mit
1564           der Maus markierte Text zur Verfügung. Falls die Variable
1565           auf false gesetzt ist, bleibt der Inhalt der Zwischenablage
1566           durch die Veränderung der primären Auswahl unberührt. Um
1567           dann beispielsweise einen Text von XEmacs nach Word zu
1568           kopieren, reicht es nicht aus, den Text in XEmacs zu
1569           markieren, sondern er muss dort explizit in die
1570           Zwischenablage kopiert werden, falls sich dort vorher eine
1571           Auswahl befand, die von einer Windows-Anwendung aus
1572           vorgenommen wurde. Beispiel: "ClearAllSelections" = "true"
1573           
1574    PersistentSelection
1575           Nachdem WINE beendet worden ist, kann der Inhalt der
1576           Zwischenablage anderen X Programmen normalerweise nicht mehr
1577           zur Verfügung gestellt werden. Wenn diese Variable auf true
1578           gesetzt ist, startet WINE deswegen ein kleines
1579           Hintergrundprogramm (wineclipsrv) welches den Inhalt der
1580           Zwischenablage so lange verfügbar hält, bis dieser durch ein
1581           anderes Programm ersetzt wird und sich dann
1582           beendet. Beispiel: "PersistentSelection" = "true"
1583           
1584   7.12 Konfiguration des PostScript-Druckertreibers
1585   
1586    WINE kann zwei Typen von Druckertreibern verwenden, nämlich echte
1587    16bit Windows-Druckertreiber, wie Sie von Windows 3.11 oder Windows
1588    95/98 benutzt werden, oder einen eigenen PostScript- Druckertreiber,
1589    mit dem sich aus den meisten Windows-Anwendungen heraus im
1590    PostScript-Format drucken lässt. Diese PostScript-Ausgabe kann dann
1591    über die Spooler-Software des Systems (normalerweise lpr/lpd) auf
1592    einen direkt angeschlossenen oder fernen Drucker ausgegeben werden.
1593    
1594    Hinweise zur Verwendung von 16bit-Windows-Druckertreiber finden
1595    sich u.a. in der Datei printing im Unterverzeichnis documentation
1596    des WINE-Quellcodeverzeichnisses. Im folgenden soll lediglich auf
1597    die Konfiguration des eingebauten PostScript-Druckertreibers
1598    eingegangen werden (was generell sowieso bevorzugt wird).
1599    
1600    Zunächst ist das Vorhandensein des Druckertreibers anzumelden. Dazu
1601    sind in der Datei win.ini im Windows-Verzeichnis die folgenden
1602    Änderungen vorzunehmen:
1603
1604    [windows]
1605    device=WINE PostScript Driver,WINEPS,LPT1:
1606
1607    [devices]
1608    WINE PostScript Driver=WINEPS,LPT1:
1609
1610    Falls Sie WINE ohne eine bestehende Windows-Installation verwenden,
1611    kann es sein, dass die Datei win.ini noch nicht existiert. In
1612    diesem Fall kann die Datei neu angelegt und die oben gezeigten
1613    Zeilen dort eingetragen werden. Falls die Datei bereits vorhanden
1614    ist, müssen die Abschnitte [devices] und [windows] in der Datei
1615    lokalisiert und um die oben gezeigten Zeilen ergänzt
1616    werden. Keinesfalls sollten die Abschnitte devices oder windows
1617    mehrmals in der Datei vorhanden sein.
1618    
1619    Damit auch von 32bit Programmen aus gedruckt werden kann, ist es
1620    notwendig, einige Einträge in der Registratur vorzunehmen. Diese
1621    Einträge sind in der Datei psdrv.reg im Unterverzeichnis
1622    documentation des WINE-Quellcodeverzeichnisses vorhanden und lassen
1623    sich mit dem Programm regapi, welches sich im Unterverzeichnis
1624    programs/regapi des Quellcodeverzeichnisses befindet,
1625    importieren. Falls noch nicht geschehen, ist regapi dazu zunächst zu
1626    übersetzen. Zu diesem Zweck ist in das Verzeichnis programs/regapi
1627    zu wechseln und dort der Befehl make einzugeben (dies setzt
1628    voraus, dass WINE bereits erfolgreich übersetzt wurde). Danach
1629    können die erforderlichen Schlüssel durch die Eingabe des folgenden
1630    Befehls importiert werden:
1631    
1632    ./regapi setValue < ../../documentation/psdrv.reg
1633    
1634    Achtung:
1635    Bei dem Programm regapi handelt es sich um ein sogenanntes
1636    WineLib-Programm. Solche Programme benutzen WINE, um
1637    Windows-spezifische Funktionen verwenden zu können. Damit sie
1638    ausgeführt werden können, muss bereits eine funktionsfähige
1639    WINE-Konfiguration vorhanden sein. Dieser Schritt sollte also nicht
1640    durchgeführt werden, bevor die Erstellung der Konfigurationsdatei
1641    abgeschlossen und die Funktionsfähigkeit von WINE getestet worden
1642    ist.
1643    
1644    Weiter wird eine so genannte PPD-Datei benötigt. Eine solche Datei
1645    beschreibt verschiedene Eigenschaften des Druckers und wird
1646    benötigt, damit WINE beispielsweise entscheiden kann, ob in Farbe
1647    oder in Schwarz-Weiß gedruckt werden kann. Wenn kein
1648    PostScript-fähiger Drucker benutzt wird, dann benötigt man eine
1649    PPD-Datei, welche die Eigenschaften des ghostscript-Treibers für
1650    den eingesetzten Drucker beschreibt, weil dieses Programm in der
1651    Regel zur Umwandlung von PostScript in das Druckerformat benutzt
1652    wird. Mit Debian stehen solche Dateien in dem Paket ppd-gs zur
1653    Verfügung. Wird dieses Paket benutzt, sollte vorher die Datei
1654    /usr/doc/ppd-gs/README gelesen werden.
1655    
1656    Eine Reihe von PPD-Dateien stehen unter der Adresse
1657    ftp://ftp.adobe.com/pub/adobe/printerdrivers/win/all/ppdfiles/ zur
1658    Verfügung. In dem Verzeichnis befinden sich selbstauspackende
1659    ZIP-Archive, die PPD-Dateien für Drucker verschiedener Hersteller
1660    enthalten. Diese Archive können mit dem Programm unzip(1) entpackt
1661    werden. Um beispielsweise die Datei hp.exe auszupacken, wäre
1662    folgender Befehl einzugeben:
1663    
1664    unzip -L hp.exe
1665    
1666    Danach ist die gewünschte PPD-Datei auszuwählen, hierbei muss
1667    u.U. ein wenig experimentiert werden, um optimale Ergebnisse zu
1668    erzielen. Die Datei kann dann beispielsweise in das Verzeichnis
1669    /usr/local/etc/ kopiert werden und muss WINE durch den folgenden
1670    Eintrag in der Konfigurationsdatei bekannt gemacht werden:
1671
1672    [psdrv]
1673    "ppdfile" = "/usr/local/etc/HP4M3_V1.PPD"
1674
1675    Falls sich die Datei in einem anderen Verzeichnis befindet oder
1676    einen anderen Namen trägt, ist der Wert für die Variable ppdfile
1677    natürlich entsprechend anzupassen.
1678    
1679    Schließlich benötigt WINE die Fontmetric-Dateien der Schriftarten,
1680    die auf dem Drucker (oder mit ghostscript) zur Verfügung
1681    stehen. Eine Reihe solcher Fontmetric-Dateien lassen sich unter
1682    Debian beispielsweise mit dem Paket tetex-extra installieren. Sie
1683    befinden sich nach der Installation unterhalb des Verzeichnisses
1684    /usr/share/texmf/fonts/afm. Sie haben normalerweise die
1685    Dateinamensendung .afm (Adobe FontMetric). Die zu verwendenden
1686    Dateien sind im Abschnitt [afmfiles] der Konfigurationsdatei
1687    anzugeben. Der Name jeder Datei ist dabei einer Variablen
1688    zuzuordnen, deren Name sich aus der Zeichenkette file und einer
1689    fortlaufenden Ziffer zusammensetzt.  Bei der Auswahl der
1690    AFM-Dateien ist zu beachten, dass nur die Dateien angegeben werden
1691    brauchen, für die der entsprechende Font tatsächlich in der vorher
1692    definierten PPD-Datei genannt wurde. Die Bezeichnungen der Fonts
1693    befinden sich normalerweise in den Fontmetric-Dateien, die mit
1694    einem Texteditor betrachtet werden können. Der Anfang des
1695    entsprechenden Abschnitts in der Konfigurationsdatei könnte
1696    beispielsweise folgendermaßen aussehen:
1697
1698    [afmfiles]
1699    "file1" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/times/ptmb8a.afm"
1700    "file2" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/times/ptmbi8a.afm"
1701    "file3" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/times/ptmr8a.afm"
1702    "file4" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/times/ptmri8a.afm"
1703    "file5" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvbo8an.afm"
1704    "file6" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvb8a.afm"
1705    "file7" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvb8an.afm"
1706    "file8" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvbo8a.afm"
1707    "file9" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvro8an.afm"
1708    "file10" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvr8a.afm"
1709    "file11" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvr8an.afm"
1710    "file12" = "/usr/share/texmf/fonts/afm/adobe/helvetic/phvro8a.afm"
1711
1712    Auch hier sind die Dateinamen natürlich an die tatsächlich
1713    benutzten Fontmetric-Dateien anzupassen. Der Druckertreiber sollte
1714    dann als WINE PostScriptDriver in den Druckdialogen der
1715    Windows-Anwendungen zur Verfügung stehen.
1716    
1717   7.13 Konfiguration des Spoolers
1718   
1719    Standardmäßig werden Druckdaten in eine Datei im aktuellen
1720    Arbeitsverzeichnis ausgegeben, deren Name der Bezeichnung des
1721    Druckeranschlusses unter Windows, auf den gedruckt wurde, entspricht.
1722    Im Abschnitt [spooler] der Konfigurationsdatei lässt sich die Ausgabe in
1723    eine andere Datei umlenken oder an ein anderes Programm weiterleiten.
1724    Dazu ist in dem Abschnitt der Name des Anschlusses als
1725    Variablenbezeichnung anzugeben (Beispiel: LPT1:) und dieser Variable
1726    der Name der Datei zu übergeben, in welche die Druckausgabe gelenkt
1727    werden soll. Um die Ausgabe an die Standardeingabe eines Programms zu
1728    übergeben, ist der Name des gewünschten Programms hinter dem
1729    Pipe-Zeichen (|) anzugeben.
1730    
1731    Wenn also beispielsweise die Ausgabe auf den Anschluss LPT1: an das
1732    Programm lpr übergeben werden soll, um sie dem Spooler zuzuführen,
1733    wäre in die Konfigurationsdatei folgender Abschnitt aufzunehmen:
1734
1735    [spooler]
1736    "LPT1:" = "|lpr"
1737
1738
1739   7.14 Multimedia-Konfiguration
1740   
1741    Die Multimedia-Architektur unter Windows besteht aus verschiedenen
1742    Typen von Treibern und Schnittstellen, die von Windows-Programmen
1743    benutzt werden können. Diese Architektur wird von WINE
1744    nachgebildet, wobei unterschiedliche Bestandteile mehr oder weniger
1745    vollständig vorhanden sind. Eine ausführliche Beschreibung der
1746    Multimedia-Architektur von WINE befindet sich in der Datei
1747    multimedia im Unterverzeichnis documentation/status des
1748    WINE-Quellcodes.
1749    
1750    WINE stellt einen eigenen Treiber zur Ansteuerung der Soundhardware
1751    zur Verfügung. Diese Ansteuerung geschieht über die Gerätedateien
1752    /dev/dsp, /dev/audio, /dev/mixer usw. Deswegen muss darauf geachtet
1753    werden, dass Schreib- und Leseberechtigung für diese Dateien
1754    besteht, falls die Soundunterstützung von WINE benutzt werden
1755    soll. Der Treiber setzt auf die OSS- (Open Sound System) Treiber
1756    auf, die standardmäßig Bestandteil des Linux-Kernels sind.
1757    
1758    Bis auf die Bibliotheken winmm und mmsystem lassen sich alle
1759    anderen Komponenten des Multimediasystems auch aus einer
1760    bestehenden Windows-Installation verwenden. Dies ist vor allem bei
1761    einigen MCI-Treibern hilfreich, die in WINE noch nicht vollständig
1762    implementiert sind. MCI-Treiber werden geladen, wenn im Abschnitt
1763    [mci] der Datei system.ini im Windows-Verzeichnis Anweisungen in der
1764    folgenden Form stehen:
1765
1766    [mci]
1767    cdaudio=mcicda.drv
1768    sequencer=mciseq.drv
1769
1770    Bei Verwendung einer bestehenden Windows-Installation sollten sich
1771    die entsprechenden Anweisungen dort bereits befinden. Wird ohne
1772    eine bestehende Windows-Installation gearbeitet, kann die Datei
1773    system.ini im Unterverzeichnis documentation/samples des
1774    WINE-Quellcodeverzeichnisses als Vorlage dienen. Durch die Variable
1775    mci im Abschnitt [options] der Konfigurationsdatei von WINE lassen
1776    sich die Definitionen aus der Datei system.ini überschreiben. Das
1777    ist sinnvoll, um bestimmte Treiber nicht zu laden, die in der Datei
1778    system.ini angegeben sind, weil diese Treiber mit WINE nicht
1779    richtig funktionieren. Dies ist zur Zeit mit dem MCI-Treiber
1780    videodisk der Fall. Um alle MCI-Treiber (bis auf videodisk) zu
1781    laden, könnte in die Konfigurationsdatei der also der folgende
1782    Abschnitt aufgenommen werden:
1783
1784    [options]
1785    "mci" = "CDAUDIO:SEQUENCER:WAVEAUDIO:AVIVIDEO:MPEGVIDEO"
1786
1787    Ob ein Treiber aus einer bestehenden Windows-Installation geladen
1788    oder der von WINE zur Verfügung gestellte Treiber benutzt werden
1789    soll, kann wie bei Bibliotheken im Abschnitt DllOverrides der
1790    Konfigurationsdatei festgelegt werden, wie es weiter oben
1791    beschrieben wurde. Dabei ist zu beachten, dass die
1792    Dateinamensendung .drv bei Treibern - im Gegensatz zu Bibliotheken
1793    - mit anzugeben ist. Um beispielsweise die MCI-Treiber mciavi und
1794    mcianim aus einer bestehenden Installation zu laden und die übrigen
1795    Treiber von WINE zu verwenden, wären dem Abschnitt [DllOverrides]
1796    die folgenden Zeilen zuzufügen:
1797
1798    "mciavi.drv, mcianim.drv" = "native, builtin"
1799    "mcicda.drv, mciseq.drv"  = "builtin, native"
1800    "msacm.drv, midimap.drv"  = "builtin, native"
1801    "mciwave.drv"             = "builtin, native"
1802
1803
1804   7.15 Einrichten der Registratur
1805   
1806    Eine Reihe von Windows-Programmen und WINE selbst benötigen
1807    bestimmte Einträge in der Registratur, damit sie richtig
1808    funktionieren. Wenn WINE ohne eine bestehende Windows-Installation
1809    benutzt wird oder die Windows-Registratur nicht importiert werden
1810    soll, sind diese Einträge noch nicht vorhanden und müssen mit dem
1811    weiter oben bereits erwähnten Programm regapi importiert
1812    werden. Als Vorlage kann dazu die Datei winedefault.reg im
1813    Quellcodeverzeichnis von WINE dienen. Die Datei sollte jedoch
1814    daraufhin überprüft werden, ob alle dort angegebenen
1815    Laufwerksbuchstaben und Pfade stimmen, bevor sie importiert wird.
1816    Außerdem sollte in der Konfigurationsdatei natürlich festgelegt
1817    sein, dass die Registratur bei Beendigung des Programms gespeichert
1818    wird, damit die importierten Daten auch beim nächsten Aufruf von
1819    WINE zur Verfügung stehen. Danach kann in das Unterverzeichnis
1820    programs/regapi des Quellcodeverzeichnisses gewechselt werden. Dort
1821    ist das Programm zunächst durch Eingabe des Befehls make zu
1822    erstellen, falls dies noch nicht geschehen ist. Danach können die
1823    erforderlichen Daten mit dem folgenden Befehl importiert werden:
1824    
1825    ./regapi setValue < ../../winedefault.reg
1826    
1827 8 Aufruf von WINE und Kommandozeilenoptionen
1828
1829    WINE lässt sich wie jedes andere Programm von der Kommandozeile aus
1830    aufrufen. Der Name des auszuführenden Windows-Programms ist WINE
1831    dabei an der Kommandozeile angeben. Programme, die sich in einem
1832    Verzeichnis befinden, das in der Variablen Path im Abschnitt WINE
1833    der Konfigurationsdatei aufgeführt ist, können dabei ohne Angabe
1834    des Pfadnamens aufgerufen werden. Die Angabe der Dateinamensendung
1835    .exe ist optional. Falls WINE also gestartet und das
1836    Windows-Programm winmine (Minesweeper) geladen werden soll, wäre
1837    der folgende Befehl einzugeben, vorausgesetzt, die Datei
1838    winmine.exe würde sich in einem Verzeichnis befinden, welches in
1839    der Variablen Path aufgeführt ist.
1840    
1841    wine winmine.exe
1842    
1843    Sollen Programme gestartet werden, die sich in Verzeichnissen
1844    befinden, welche nicht in der Variablen Path befinden, ist es
1845    erforderlich, den Pfadnamen mit anzugeben. Hier kann entweder der
1846    DOS-/Windows-Pfadname oder der UNIX-Pfadname benutzt werden. Die
1847    beiden folgenden Befehle würden also das gleiche bewirken, falls
1848    das Laufwerk C: dem UNIX-Verzeichnis /var/winroot zugeordnet wäre.
1849
1850    wine c:\\windows\\winmine.exe
1851    wine /var/winroot/windows/winmine.exe
1852
1853    Der Rückwärts-Schrägstrich hat für die Shell Bash eine besondere
1854    Bedeutung und wird deswegen normalerweise nicht an WINE
1855    übergeben. Durch die doppelte Angabe dieses Zeichens wird bewirkt,
1856    dass ein einfacher Schrägstrich übergeben wird. Datei- und
1857    Verzeichnisnamen enthalten unter Windows gelegentlich
1858    Leerzeichen. Auch hier ist es notwendig einen Trick anzuwenden,
1859    damit die Leerzeichen nicht dazu führen, dass die Shell die
1860    einzelnen Teile der Namen in verschiedenen Argumente zerlegt. Der
1861    folgende Befehl würde beispielsweise nicht zum gewünschten Ergebnis
1862    führen:
1863    
1864    wine /var/winroot/Programme/Microsoft Games/RoA Trial Version/PACDEMO.EXE
1865    
1866    Hier würde die Shell WINE vier Argumente übergeben, nämlich
1867    /var/winroot/Programme/Microsoft, Games/RoA, Trial und
1868    Version/PACDEMO.EXE, woraufhin das zu startende Programm nicht mehr
1869    gefunden werden würde. Damit die Shell bei Leerzeichen keine
1870    Trennung durchführt, ist den betreffenden Leerzeichen ebenfalls ein
1871    rückwärtsgerichteter Schrägstrich voranzustellen:
1872    
1873    wine /var/winroot/Programme/Microsoft\ Games/RoA\ Trial\ Version/PACDEMO.EXE
1874    
1875    Falls Argumente dem zu startenden Windows-Programmen übergeben
1876    werden sollen, ist dem Programmnamen ein -- voranzustellen, um Wine
1877    das Ende der Wine-Optionen anzuzeigen (damit Wine nicht durch Programm-
1878    Optionen verwirrt werden kann, die evt. ebenfalls --XXX heissen).
1879    Um beispielsweise das Programm notepad.exe zu starten und diesem Programm
1880    das Argument readme.1st zu übergeben, wäre WINE so aufzurufen:
1881    
1882    wine -- notepad readme.1st
1883    
1884    Wenn mehrere Windows-Programme hintereinander gestartet werden sollen,
1885    muss WINE mehrmals hintereinander mit den entsprechenden Programmnamen
1886    als Argument aufgerufen werden.
1887    
1888   8.1 Kommandozeilenoptionen
1889   
1890    Neben den Namen der zu startenden Programme versteht WINE eine Reihe
1891    von Optionen, mit denen die Operation des Programms global beeinflusst
1892    werden kann. Diese Optionen werden direkt von WINE interpretiert
1893    und nicht an das aufzurufende Windows-Programm übergeben.
1894    
1895    --managed
1896           Standardmäßig laufen Windows-Programme mit WINE unabhängig
1897           vom eingesetzten Windows-Manager. Dies kann zu Problemen bei
1898           der gleichzeitigen Verwendung normaler X Programme und von
1899           Windows-Programmen führen. Durch Verwendung der Option
1900           --managed werden auch Windows-Programme vom Window-Manager
1901           verwaltet, sie erhalten dann die gleichen Verzierungen wie
1902           normale X Programme (siehe auch Abschnitt 7.5)
1903           
1904    --winver Version
1905           Viele Windows-Programme funktionieren nur mit bestimmten
1906           Versionen von Windows oder verhalten sich unterschiedlich,
1907           je nachdem mit welcher Version von Windows sie ausgeführt
1908           werden.  Dieser Parameter dient dazu, WINE anzuweisen, als
1909           welche Windows-Version es sich ausgeben soll, wenn Programme
1910           dies erfragen. Standardmäßig versucht WINE selbst
1911           herauszufinden, welche Version von einem bestimmten Programm
1912           erwartet wird. Mit Version kann folgendes angegeben werden:
1913           win31 (Windows 3.1), win95 (Windows 95), win98 (Windows 98),
1914           nt351 (Windows NT 3.51) oder nt40 (Windows NT 4.0). Im
1915           Zweifelsfall empfiehlt sich win95, weil WINE zur Zeit die
1916           meisten Gemeinsamkeiten mit dieser Windows-Version
1917           aufweist. Beispiel: --winver win95.
1918           
1919    --dosver Version
1920           Wenn DOS-Programme mit Windows ausgeführt werden, erwarten
1921           diese gelegentlich eine bestimmte Version von MS-DOS. Dazu
1922           ist mit dem Parameter --dosver die gewünschte Version, in
1923           der Form x.xx anzugeben. Beispiel: --dosver 7.10 (diese
1924           Version entspricht Windows 95b).
1925           
1926    --help
1927           Die Option bewirkt, dass eine Übersicht über die verfügbaren
1928           Optionen ausgegeben wird.
1929           
1930    --version
1931           Die Option bewirkt, dass die Versionsnummer von WINE
1932           angezeigt wird.
1933           
1934    --dll Bibliothek[,Bibliothek ...]=b|n[:Bibliothek[,Bibliothek,...]=b|n]
1935           Mit dieser Option lassen sich die Einstellungen aus dem
1936           Abschnitt [DllOverrides] aus der Konfigurationsdatei
1937           überschreiben, es kann also angegeben werdem, welche
1938           Bibliotheken aus einer bestehenden Windows-Installation
1939           geladen und welche direkt von WINE zu Verfügung gestellt
1940           werden sollen.  Der Option ist ein Ausdruck zu übergeben,
1941           welcher aus den Namen der betreffenden Bibliotheken besteht,
1942           die durch Kommata (ohne Leerzeichen) voneinander getrennt
1943           werden. Danach folgt ein Gleichheitszeichen und daraufhin
1944           entweder der Buchstabe b, um zu bestimmen, dass die
1945           angegebenen Bibliotheken von WINE zur Verfügung gestellt
1946           werden sollen, oder der Buchstabe n, damit versucht wird,
1947           die Bibliotheken aus einer bestehenden Installation zu
1948           laden. Solche Ausdrucke können wiederholt angegeben werden,
1949           sie sind dann durch einen Doppelpunkt (ohne Leerzeichen)
1950           voneinander zu trennen. Sollen beispielsweise die
1951           Bibliotheken shell, commdlg und commctrl mit ihren
1952           zugehörigen 32bit Bibliotheken aus einer bestehenden
1953           Installation geladen werden und die Bibliothek advapi32 von
1954           WINE zur Verfügung gestellt werden, obwohl dies in der
1955           Konfigurationsdatei anders angegeben ist, so könnte man die
1956           Option so einsetzen:
1957
1958           --dll commdlg,comdlg32,commctrl,comctl32,shell,shell32=n:advapi32=b.
1959           
1960    --debugmsg +|-foo,+|-bar
1961           Diese Option dient dazu, zu kontrollieren, welche Art von
1962           Informationen WINE zur Fehler- und Ablaufverfolgung ausgeben
1963           soll. Es stehen eine Reihe so genannter Kanäle zur Verfügung,
1964           deren Namen angezeigt werden, wenn die Option ohne weitere Angaben
1965           benutzt wird. Die einzelnen Kanäle entsprechen normalerweise
1966           unterschiedlichen Teilbereichen von WINE, deren Verhalten durch
1967           die Ausgabe bestimmter Informationen überprüft werden kann. Um
1968           beispielsweise die Meldungen für den Kanal file einzuschalten,
1969           wäre die Option --debugmsg +file zu benutzen. Wenn die
1970           Meldungen der Kanäle file und dosfs ausgegeben werden sollen,
1971           wäre --debugmsg +file,+dosfs anzugeben. Weitere Informationen
1972           hierzu befinden sich in der Datei debug-msg im Unterverzeichnis
1973           documentation des WINE-Quellcodeverzeichnisses. Zwei besonders
1974           wichtige Kanäle sind relay und snoop. Wenn der Kanal relay
1975           eingeschaltet ist, wird ausgegeben, welche Funktionen in WINE
1976           von Windows-Programmen mit welchen Parametern aufgerufen werden
1977           und welche Rückkehrwerte diese Funktionen liefern. Der Kanal
1978           snoop zeigt an, welche Funktionen aus echten
1979           Windows-Bibliotheken aufgerufen werden. Die Ausgabe des Kanals
1980           relay dient WINE-Entwicklern oft dazu, festzustellen, wo ein
1981           Fehler aufgetreten ist. Deswegen ist es ratsam, bei
1982           Fehlerberichten in die WINE-Newsgroup die letzten 200 Zeilen
1983           der Ausgabe von WINE mitzuschicken, die bei dem Aufruf des
1984           Programms mit der Option --debugmsg +relay vor Auftreten des
1985           Fehlers entstanden sind.
1986           
1987 9 Fehlerquellen
1988
1989    WINE befindet sich zur Zeit noch mitten in der Entwicklung, weswegen
1990    viele Windows-Programme nur teilweise oder überhaupt nicht damit
1991    funktionieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden einige Programme
1992    sogar nie mit WINE funktionieren, beispielsweise weil sie eigene
1993    Windows-Treiber brauchen, die unter Linux nicht geladen werden können.
1994    Trotzdem funktionieren viele Windows-Programme ausgesprochen gut mit
1995    WINE und die Anzahl funktionierender Programme erhöht sich relativ
1996    schnell. Wenn ein Programm nicht wie gewünscht funktioniert, kann es
1997    deswegen hilfreich sein, die folgenden Fragen zu untersuchen:
1998    
1999    WINE funktioniert überhaupt nicht
2000           In bestimmten Paketversionen der C-Bibliothek (Version
2001           2.1.3) liegt ein Fehler vor, der dazu führt, dass WINE
2002           direkt nach dem Start mit Fehlermeldungen abbricht. Sie
2003           können das Problem beheben, indem Sie eine neuere Version
2004           der C-Bibliothek installieren oder die Variable LANG auf
2005           einen Wert setzen. Bei Verwendung der Bash kann dies
2006           beispielsweise durch Eingabe des folgenden Befehls
2007           geschehen: export LANG=de_DE.
2008           
2009    WINE funktioniert immer noch nicht
2010           Wenn Sie WINE auf die beschriebene Art installiert haben,
2011           sollten Sie überprüfen, dass sich nicht gleichzeitig noch
2012           eine andere, ältere Version des Programms auf dem Rechner
2013           befindet, welches u.U. von Ihrer Distribution mitinstalliert
2014           wurde. Dies könnte nämlich dazu führen, dass versucht wird,
2015           inkompatible Bibliotheken zu laden.
2016           
2017    Windows- und Windows/system-Verzeichnis sind nicht richtig angegeben
2018           Die Meldung Invalid path 'c:\windows' for windows directory
2019           besagt, dass im Abschnitt WINE der Konfigurationsdatei mit
2020           der Variablen Windows ein Windows-Verzeichnis angegeben
2021           wurde, welches nicht existiert. Es ist dann zu überprüfen,
2022           ob das Windows-Verzeichnis vorhanden ist und ob das
2023           Laufwerk, auf dem es sich befindet, dem richtigen
2024           UNIX-Verzeichnis zugeordnet ist.
2025           
2026    Die Zuordnungen der Laufwerksbuchstaben stimmen nicht
2027           Wenn beim Start von WINE Meldungen wie Warning:
2028           /var/winroot/windows/sol.exe not accessible from a DOS drive
2029           ausgegeben werden, teilt WINE mit, dass das auszuführende
2030           Programm sich in einem Verzeichnis befindet, das aufgrund
2031           der Zuordnungen in der Konfigurationsdatei mit keinem
2032           Laufwerk assoziiert ist. Es sollten dann die
2033           Laufwerkszuordnungen überprüft werden.
2034           
2035    Windows-Programme finden Einstellungen und Bibliotheken nicht
2036           Wenn WINE mit einer bestehenden Windows-Installation benutzt
2037           wird, ist es erforderlich, dass die Laufwerksbuchstaben
2038           unter Windows und WINE übereinstimmen. Falls ein Programm
2039           nämlich beispielsweise in der Registratur gespeichert hat,
2040           dass sich eine bestimmte Komponente im Verzeichnis
2041           C:\Windows\System befindet, dann ist es erforderlich, dass
2042           dieses Programm die Komponente auch unter WINE in dem selben
2043           Verzeichnis findet. Es ist jedoch möglich mit WINE
2044           zusätzliche Laufwerke zu verwenden (also z.B. das eigene
2045           Heimatverzeichnis einem Laufwerksbuchstaben zuzuordnen), die
2046           unter Windows nicht vorhanden sind.
2047           
2048    Spiele werden im Fenster dargestellt, obwohl Vollbild ausgewählt wurde
2049    und sind zu langsam
2050
2051           Die meisten Spiele benutzen einen bestimmte Farbtiefe, in
2052           die Windows umschaltet, wenn das betreffende Spiel gestartet
2053           wird.  Mit dem X Window System ist es leider nicht möglich
2054           die Farbtiefe während des laufenden Betriebs zu ändern,
2055           weswegen WINE die gewünschte Farbtiefe in einem Fenster
2056           emulieren muss, falls der X-Server nicht in der richtigen
2057           Farbtiefe läuft.  Dadurch wird sehr viel Rechenleistung
2058           benötigt und außerdem kann nicht in einen Vollbildmodus
2059           geschaltet werden. Abhilfe schafft hier nur, den X-Server in
2060           der richtigen Farbtiefe zu starten, bevor WINE aufgerufen
2061           wird. Hierzu dienen die Optionen -bpp, bei X-Servern des
2062           XFree86-Projekts der Versionsfamilie 3.3.x bzw. -depth in
2063           der Versionsfamilie 4.0) Gelegentlich empfiehlt es sich
2064           auch, einen zweiten X-Server zu starten, was am einfachsten
2065           mit dem Befehl xinit(1) geschehen kann. Um beispielsweise
2066           das Programm q2test.exe mit WINE auf einem zweiten X-Server
2067           mit einer Farbtiefe von 8 Bit pro Pixel aus dem aktuellen
2068           Arbeitsverzeichnis zu starten, könnte der folgende Befehl
2069           benutzt werden (FIXME: nicht mehr korrekt ?):
2070           
2071           xinit /usr/local/bin/WINE q2test.exe --display :1 -- -bpp 8 :1
2072         
2073           Falls sich WINE in einem anderen Verzeichnis als
2074           /usr/local/bin befindet, ist der Befehl natürlich
2075           entsprechend anzupassen.
2076           
2077    Der DGA-Modus funktioniert nicht, obwohl X in der richtigen
2078    Farbtiefe ausgeführt wird; Spiele sind immer noch langsam
2079           Die Verwendung von DGA ist normalerweise nur dem
2080           Systemadministrator gestattet, das betreffende Programm muss
2081           also mit dessen Rechten ausgeführt werden. Alternativ dazu
2082           reicht es auch aus, Benutzern Schreib- und Leserechte auf
2083           die Gerätedatei /dev/kmem zu erteilen.
2084           
2085    Es ist kein Sound zu hören
2086           Zunächst sollte überprüft werden, ob die Soundunterstützung
2087           des Linux-Kernels richtig funktioniert, also ob es möglich
2088           ist, mit anderen Linux-Programmen die Soundkarte zu
2089           verwenden. Im nächsten Schritt kann überprüft werden, ob die
2090           Sound-Hardware von einem anderen Programm benutzt wird und
2091           WINE deswegen nicht darauf zugreifen kann.
2092           
2093 Weiterführende Informationen
2094
2095    Die zentrale Web-Adresse für Informationen zu WINE ist
2096    http://www.winehq.com. Dort befinden sich Links zu vielen weiteren
2097    Dokumenten, wie einem WINE-FAQ, einem WINE-HOWTO, einer Anleitung zum
2098    Erstellen von Fehlerberichten und vieles mehr.